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Autor Thema: Warum wird auch das asiatische Heidentum so wenig beachtet?  (Gelesen 7505 mal)

Vanatrix

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Warum wird auch das asiatische Heidentum so wenig beachtet?
« am: Dezember 08, 2013, 16:02:12 »
Ich möchte hier mal einen Gedanken einwerfen.

So oft wird sich beschwert, dass es so wenig Heiden in Deutschland gäbe, selbst wenn man Asatrus, Celtois, Wiccas und andere zusammenzählt. Bzw vor allem, dass das Heidentum als Religion in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Hingegen rückt der demographische Wandel den Islam als weitere monotheistische Religion immer stärker in den Vordergrund.

Ein Blick auf Remid zeigt Möglichkeiten auf warum das so ist. Die Zahlen der heidnischen Vereinigungen (hier z.B. Wicca-Coven, Eldaring, Celtoi usw) sprechen da klar für sich:
http://www.remid.de/index.php?text=Info_Zahlen

Was aber noch auffällt ist, dass inzwischen in Deutschland noch ganz andere Religionsgemeinschaften oder persönliche Hintergründe registriert sind, die weitaus größere Dimensionen aufweisen. Dabei betrachte ich vor allem die volkstümlichen Religionen mit polytheistischen Wurzeln, wie es ja auch in Teilen Russlands bis heute ungebrochen existiert (die Mari an der Wolga gelten als die letzten Heiden Europas!!).

OK, das Heidentum der Kurden (Yezidi) oder Iraner (Zoroastrier) ähnelt strukturell schon sehr stark dem Islam oder Christentum, von dem es ja auch praktisch hoffnungslos dominiert wurde. Nimmt man jetzt aber noch die Hindu-, Shinto- und Tao-Religionen dazu, kommt man gemeinsam mit den europäischen Heidentümern schlagartig auf über eine Million "Heiden" im eigentlichen Sinne.

Dazu zählt allein schon die Tatsache, dass hier ca 80 000 oder mehr Hindus leben - warum werden ausgerechnet die hierbei so selten berücksichtigt?
Weil das so eine dieser üblichen "Weltreligionen" ist?
Weil sie von der Allgemeinheit nicht unter "neue religiöse Bewegungen" gezählt werden?
Weil doch eh alles nur Ausländer?

Ich denke dass wir in Deutschland nach wie vor große Probleme mit der Wahrnehmung oder Einschätzung fremder Kulturen und der Rolle die sie spielen haben, natürlich auch immer gefolgt von Berührungsängsten, wo auch immer die herkommen. Wie die Verhältnisse in Österreich, auch von den Zahlen her sind, weiß ich allerdings nicht. Zumindest hier in den Feuerkreisen scheint aber ein ähnlich geringes Spektrum zu bestehen.
Wie schätzt ihr deswegen die künftige gemeinsame Entwicklung der "alternativen" Religionen ein?
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »

Athunis

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Re: Warum wird auch das asiatische Heidentum so wenig beacht
« Antwort #1 am: Dezember 08, 2013, 18:12:52 »
ich selbst steh erstmals gar nicht auf die Bezeichnung "alternative Religionen", denn wenn es eine Alternative gibt, dann muß es dementsprechend auch etwas anderes geben. Und da zeigen dann gleich alle herrschenden Monotheistischen  Religionen auf. Ich glaube schon, dass das asiatische Heidentum beachtet wird, nur glaube ich, dass sie sich ganz und gar nicht zu  den europäischen heidnischen Religionen und Praktiken sowie zu  den neoheidnischen Praktiken selbst zählen. Weil es ihnen egal ist. Der Hinduismus zum Beispiel sieht sich selbst nicht immer als Polytheistisch sondern als Monotheistisch... wie so oft ist es eine Einordnung von aussen, ohne Hintergrundwissen ist das katholische und orthodoxe Christentum von aussen betrachtet klar polytheistisch geprägt...  :D
Ebenfalls unterscheiden viele (ich auch) das Heidentum in ein traditionelles, klassisches und ein modernens Neoheidentum, das seit dem 19 Jh. ausgeht und neue Interpretationen hat.  Auch da arbeiten nicht alle zusammen, weil sie sich nicht mit den andren assoziieren wollen und können (vorallem die klassischen mit den modernen).
Der Traum von einr großen heidnischen Bewegung, der ist glaub ich schon sehr abgeflacht... wozu auch? *gg*
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »
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Mc Claudia

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Re: Warum wird auch das asiatische Heidentum so wenig beacht
« Antwort #2 am: Dezember 08, 2013, 19:46:05 »
Ich schließe mich Athunis an.

Die heidnische Selbstbezeichnung funktioniert eigentlich nur bei den Neuheiden, und nichtmal hier wollen sich alle so bezeichnen oder fühlen sich woanders hin zugeordnet.

Ich selbst fühle mich z.B. vom Wicca genauso weit entfernt wie vom katholischen Christentum - einfach von der Theologie und der Herangehensweise her - und vom Geschlechterverständnis.

Weiters sind die traditionellen Heidentümer in ihrer Tradition verwurzelt und haben meist Eigenbezeichnungen. Shintoismus, Daoismus, chinesischer Ahnenkult, Hinduismus, usw.

Es gibt zwar einen Versuch der Zusammengehörigkeit - ethnische Religionen:

http://en.wikipedia.org/wiki/European_C ... _Religions

Aber da ist auch nur eine Auswahl dabei - und einige davon find ich auch bedenklich.

Natürlich, wenn man "das Heidnische" als rote Schnur nimmt, wo bestimmte Theologie- und Kultformen vorherrschen, dann kann man sich als Einzelner durchaus zugehörig fühlen. Ob die Shintoisten oder gar die trad. patriarchalen Hindus z.B. mit meiner liberalen, antivölkischen, feministischen, modernen Herangehensweise an den Polytheismus was anfangen können, sei dahingestellt (ich kann mit trad. Hinduismus auch nix anfangen). Da sind die ideologischen Gräben oft größer als die der Götter oder Kulthandlungen.

Nicht beachtet werden diese Relis jedenfalls nicht. Zumindest im TV in den Reli-Sendungen gibts immer wieder auch mal was über kleine Religionen, über Buddhismus, Hinduismus, Daoismus, Shinto etc.

Eine "Masse" werden wir aber nie. Denn entweder sind die genannten Religionen so streng, dass man da ohne Geburt sowieso nie Mitglied werden kann (Hinduismus) oder aber, es wird eh nicht missioniert, weil es eben eine ethnische Religion ist oder auch, weil Neuheiden aus ideologischen Gründen (christliche VErgangenheit) nicht missionieren.

Heißt, quantitativ werden wir immer abstinken gegen die Großen! Leider. Dafür sind wir cooler! ;-)
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »

Vanatrix

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Re: Warum wird auch das asiatische Heidentum so wenig beacht
« Antwort #3 am: Dezember 09, 2013, 22:25:43 »
Oh je...

Bevor wir hier weiterdiskutiert, tut euch und mir den Gefallen und vergesst alles was ihr in der Schule über "den Hinduismus" gelernt habt. Das ist ein Konglomerat aus verschiedenen Religionen, die untereinander etwa soviel zu tun haben wie Islam, Judentum, katholisches und evangelisches Christentum sowie Yezidentum zusammen und daraus als logisches Resultat auch ganz unterschiedliche Spielarten haben. Mal monotheistisch, mal polytheistisch (das zerfließt auch innerhalb der "hinduistischen" Religionen), mal konversionsfähig, mal missionierend usw...

Als Beispiel, Cannstatt hat zwei "Hindu"-Tempel die grad mal eine Straßenecke voneinander entfernt sind. Die haben samt der darin vertretenen Religionen sonst aber nix weiter gemeinsam außer dass sie nach indischem Essen und Räucherwerk riechen (noch nicht mal dieselben heiligen Sprachen sind dort zugange)!

Im Übrigen ist auch "Hinduismus" keine Eigenbezeichnung, ebenso wenig wie "Neuheidentum", obwohl sich beides (leider?) in den letzten Jahrzehnten irgendwie als solche manifestiert.

Und wo wir schon bei Begriffen sind:

Zitat von: "Athunis"
ich selbst steh erstmals gar nicht auf die Bezeichnung "alternative Religionen", denn wenn es eine Alternative gibt, dann muß es dementsprechend auch etwas anderes geben.
Da ich den Begriff "alternativ "aus dem Header übernommen habe, gehe ich davon aus, dass er hier schon irgendeine gewisse Bedeutung hat ;) Ich persönlich verstehe "alternativ" als "nicht ganz so populär" bzw in Abgrenzung zu den millionenschweren Bewegungen oder sogenannten Weltreligionen und hatte den Eindruck dass es auch hier in die Richtung geht. Korrigiert mich bitte wenn ich mich täusche.

Wer Heidentum aber mit ethnischer Religion gleichsetzen will, stößt dabei an das Problem dass das Judentum auch zu den letzteren zählt. Das ist ein Grund warum ich eh die letztere Bezeichnung bevorzuge. Die Schublade "Heidentum", vor allem "Neuheidentum" (die Unterteilung in "traditionelles, klassisches und ein modernens" finde ich ebenfalls etwas fragwürdig) treibt einfach zu viele unnötige Keile zwischen diverse Religionen, wo nach meiner Meinung keine hingehören.

Zitat
Der Traum von einr großen heidnischen Bewegung, der ist glaub ich schon sehr abgeflacht... wozu auch? *gg*
Och jo, mal abgeflacht, mal blüht er erst in letzter Zeit so richtig auf... ;) ganz nach Zeit und Region in dieser Welt verschieden...
Eine "große Bewegung" ist mir aber auch nur bedingt sympathisch. Ich kann mich auch nicht entscheiden ob sie mir bei traditionellen Volksreligionen oder Heils- und Offenbarungsreligionen lieber wäre. Aber das ist ein anderes Thema.
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »

Mc Claudia

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Re: Warum wird auch das asiatische Heidentum so wenig beacht
« Antwort #4 am: Dezember 10, 2013, 15:19:40 »
Hi Vanatrix,

das mit dem Hinduismus ist mir klar. Habe deshalb auch trad.(itionell) geschrieben, um damit die mir unsympathischen Dinge wie Patriarchat und Kastenwesen anzusprechen. Dass es auch Reform-Hindus gibt, verschiedenste tantrische und yoga-Strömungen, mystische Dinge, Dakini-Kulte usw. usf., ist mir klar.

"alternativ" ist Teil des Vereinsnamens für die "Feuerkreise", weil jede Benamsung als "heidnisch", "polytheistisch", "naturreligiös", etc. wäre nie auf breite Zustimmung gestoßen. Dass man als einzelner User hier das "alternativ" nicht teilen muss, ist klar. Uns ist nur keine bessere Begrifflichkeit eingefallen, um alles von Hexentum, Naturspiritualität über Kaosmagie über Wicca bis zum Recon-Heidentum etc. unterzubringen.  ;)
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »