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Imbolc

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NiceCat:
Merry Meet,

Hat jemand von euch Imbolc, auch unter Lichtmess bekannt, gefeiert?

gruss Nicecat

Mc Claudia:
Hi Nice Cat,

ja, gestern beim Pagan Federation Open Ritual.

Und nein, das christliche Lichtmess hat mit Imbolc eigentlich nix zu tun.

Ich zitiere mich mal der Einfachheit selbst aus meinem Buch (achtung, Schleichwerbung!  :D  ):

"Mariae Lichtmess (engl.: Candlemas) findet am 2. Februar, also 40 Tage nach Weihnachten,
statt. Mythologisch geht es darum, dass Maria nach jüdischem Brauch 40 Tage lang nach der
Geburt Jesu unrein war. Am 40. Tag ging sie mit dem Baby dann in den Tempel, um die
vorgeschriebenen Reinigungsopfer darzubringen. Außerdem übergab sie dort das Jesusbaby
symbolisch Gott, da nach jüdischer Lehre der erstgeborene Sohn Eigentum Gottes war. Der
alte Prophet Simeon erkannte dann in Jesus den Messias, das Licht der Welt – deshalb auch
die Kerzensymbolik zu Lichtmess."

Imbolc ist trad. nur in Irland, Schottland und der Isle of Man vorhanden, also irischen Ursprungs. Imbolc wird am 1. Feb. bzw. am Abend davor (31.1.) gefeiert und heißt heute "Fest der Brighid".

Näheres hier, S. 43 ff. und S. 78:

http://www.cretimaceltica.at/seiten/sei ... TREE_0_92|

Liebe Grüße

Mc Claudia

morgane:
....Aber *lichtmess* und *imbolc* haben natürlich sinngemäß schon miteinander zu tun. Licht - mess stellt die mess - und erfahrbare zunahme der tageshelligkeit dar und damit die auferstehung der natur aus der winterlichen starre, noch verborgen im leib der erde. Damit verbunden ist die alte *weiße göttin* Brighid: http://www.hexenwelt.de/hexen/brighid.htm

lg morgane

Mc Claudia:
Hi Morgane,

historisch gesehen erst, als die christlichen Iren beschlossen, das Fest der Brighid und Mariae Lichtmess in einen Mythos zu packen. So soll die heilige Brighid Maria mit einer Kerzenkrone geholfen haben, dass Simeon auf Jesus aufmerksam wurde. Brighid tritt also als Amme Jesu und Begleiterin der Maria auf. Der 1. Feb. (bzw. 31.1.-Abend) hat in Irland jedenfalls viel umfangreichere Riten herausgebildet als Candlemas. In Österreich hat die hl. Brigitte von Kildare kaum Bedeutung. Da wird nur Lichtmess gefeiert.

Vom Sinn her: Die alten Schriften berichten über das heidnische Imbolc kaum was. Es war das Fest zu Frühlingsbeginn. Imbolc kann man mit "im Bauch" oder "große Reinigung" übersetzen. Oimelc, ein anderer Name, bedeutet "Schafsmilch". Eines der vier alten kulinarischen Gedichte der vier großen Irland-Feste besagt, man solle sich zu Imbolc gründlich waschen. Imbolc dürfte in heidnischer Zeit also ein Reinigungsritus mit Fruchtbarkeitscharakter (Lämmer, Milch) gewesen sein. Ob die Göttin Brighid damals auch schon eine Rolle spielte, ist ebenfalls fraglich, weil es keine Quelle gibt, die das bestätigt. Ich nehme es aber an, da die Heilige mit dermaßen großen Pomp gefeiert wird und so viele heidnisch anmutende Attribute und Mythen hat, dass es mir mehr als möglich scheint, dass Imbolc in heidnischer Zeit schon Ihr zu Ehren abgehalten wurde.

Brigit hat auch Sonnenaspekte. Das dynamische Kreuz mag vielleicht ein Hinweis sein (wen es denn nicht christlich ist). Ihr Name ist in der gallischen (britischen) Göttin Brigantia "die Hohe, die Machtvolle" etymologisch vorhanden. Brigantia wiederum wird in der interpretatio Romana mit Minerva verglichen. Diese taucht immer bei sonnen/lichthaften Heilgöttinnen auf: Belisama, Sulis.

Wie auch immer. Imbolc/Brighid-Fest ist eine gälische Angelegenheit, die im Rest Europas nur sporadisch Kulte um die heilige Brigitte hat. Lichtmess hingegen ist ein pankatholisches Fest mit christlichem Mythos dahinter. Dass das am 2. Februar stattfindet, einen Tag nach Brighid, scheint mir eher Zufall zu sein, den die Iren für eine Verbindung der Feste genutzt haben. So wird am 1. Februar die Amme Jesu geehrt, am 2. Februar Maria mit dem lichtbringenden Jesuskind.

Dass Lichtmess und Imbolc vom Symbolismus gut zusammenpassen und praktischerweise hintereinander stattfinden, ist natürlich sehr nett. Historisch dürften aber beide Feste einen je eigenen Ursprung haben.

Liebe Grüße

Mc Claudia

morgane:
Ja, ich bekenne mich zum eklektizismus oder synkretismus  ;) Und auch die verschiedenen traditionen haben immer auch ältere elemente einbezogen, umgedeutet und für sich verwendet. Warum auch nicht? Die einzelnen traditionsstränge streng säuberlich voneinander getrennt zu halten ist höchsten von religionswissenschaftlichem interesse, für die praxis ist das m.e. bedeutungslos. Es gilt, die essenz heraus zu klamüsern, und die ist im falle imbolc zunahme des lichts, beginnende wiederkehr von leben und wachstum.
Dazu passt in meinen augen die idee der reinigung, die im römischen kalender gut zum ausdruck kommt, wo der februarius ursprünglich der letzte monat war.

lg morgane

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