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Autor Thema: Psychisch instabile Ungläubige?  (Gelesen 17167 mal)

dagaz

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Re: Psychisch instabile Ungläubige?
« Antwort #15 am: Juni 25, 2011, 11:31:03 »
Zitat von: "barbara"
nein, wie sie mit Lebenskrisen umgehen. Also mit jenen Momenten, die einfach schmerzhaft sind, wo an der Sache selbst nichts geändert werden kann und wo ein Spruch à la "alle müssen mal sterben, so what?" weder Trost bringt noch den Schmerz lindert, sondern höchstens zynisch und grausam wirkt.

grüsse, barbara

"die mama ist jetzt im himmel", ist auch kein deut besser.
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Mc Claudia

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Re: Psychisch instabile Ungläubige?
« Antwort #16 am: Juni 27, 2011, 09:27:07 »
Hi,

@Morgane:

ein Atheist ist per definitionem ein Mensch, der an keinerlei Gottheit oder Geist als wie immer geartete Persönlichkeit glaubt. Pantheisten sind demnach so ein Mittelding zwischen Atheisten und Deisten. Denn wenn alles Gott ist, ist Gott auch keine eigene Persönlichkeit mehr sondern eben alles.

Jede Form von Gläubigkeit an höhere Geister oder Wesenheiten widerspricht demnach dem Atheismus.

@Barbara:

Atheistischer Trost ist einfach in der Mitmenschlichkeit. Deine Mama ist gestorben? Schau, wir müssen alle sterben, aber du lebst, freu dich deiner Tage, denk an die schönen Zeiten mit der Mama. Die Nichtexistenz ist kein Übel.

Du bist schwerst krank? Niemand ist schuld an deiner Krankheit, kein Karma, kein Gott, und auf keinen Fall du selbst. Ich gönne dir die bestmögliche Betreuung und Therapie, und wenn du es gar nicht mehr aushältst und keine Chance auf Heilung besteht, darfst du auch aus dem Leben scheiden.

Die Welt ist ungerecht. Aber kein Gott oder Teufel ist dran schuld, sondern ausschließlich die Menschen. Also kann man politisch versuchen, dran was zu ändern.

usw.
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barbara

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Re: Psychisch instabile Ungläubige?
« Antwort #17 am: Juni 27, 2011, 15:52:53 »
Zitat von: "dagaz"
"die mama ist jetzt im himmel", ist auch kein deut besser.

als mein Grossvater starb - ich war etwas acht Jahre alt damals - war es für mich ein grosser Trost zu hören, dass der Ätti jetzt im Himmel ist und immer wieder mal auf die Erde schaut und guckt, wie es uns so geht.

grüsse, barbara
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dagaz

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Re: Psychisch instabile Ungläubige?
« Antwort #18 am: Juni 27, 2011, 15:56:40 »
Zitat von: "barbara"
als mein Grossvater starb - ich war etwas acht Jahre alt damals - war es für mich ein grosser Trost zu hören, dass der Ätti jetzt im Himmel ist und immer wieder mal auf die Erde schaut und guckt, wie es uns so geht.

wirds deswegen wahrer?
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barbara

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Re: Psychisch instabile Ungläubige?
« Antwort #19 am: Juni 27, 2011, 16:13:33 »
Zitat von: "Mc Claudia"
Atheistischer Trost ist einfach in der Mitmenschlichkeit. Deine Mama ist gestorben? Schau, wir müssen alle sterben, aber du lebst, freu dich deiner Tage, denk an die schönen Zeiten mit der Mama. Die Nichtexistenz ist kein Übel.

Trost finde ich darin wenig. Ich halte es durchaus für übel, wenn mir niemand mehr das Lieblingsessen kocht, wie Mama es immer tat, und wenn niemand mehr Wollsocken für mich strickt. Es ist nicht so schwer zu akzeptieren, wenn jemand nach einem langen, erfüllten Leben stirbt, das Ende absehbar ist und Zeit genug war, um Abschied zu nehmen, solange die Person noch lebte. Schwierig ist es, wenn es sehr früh passiert, wenn es plötzlich und überraschend geschieht.

Einfacher ist es für mich, wenn ich nach wie vor mit der Person kommunizieren kann, auch wenn sie nicht mehr inkarniert ist. Wenn ich ihre Anwesenheit fühle, oder wenn ich ihr im Traum begegne... wenn mir da jemand erzählen wollte, das sei nur ein Hirngespinst, das würde ich nicht gut aufnehmen.


Zitat von: "Mc Claudia"
Du bist schwerst krank? Niemand ist schuld an deiner Krankheit, kein Karma, kein Gott, und auf keinen Fall du selbst. Ich gönne dir die bestmögliche Betreuung und Therapie, und wenn du es gar nicht mehr aushältst und keine Chance auf Heilung besteht, darfst du auch aus dem Leben scheiden.

wenn die Gene oder der Zufall für die Krankheit verantwortlich gemacht wird, ist das ja auch kein Trost. und hilft nicht bei der Heilung, besonders, wenn man schon mehrere Familienmitglieder vorher hat erkranken, leiden und sterben sehen...

und die Frage "warum ich?" und "wozu?" wird ja dennoch gestellt. bloss bieten atheistische Weltanschauungen keine Antwort darauf. Was die Frage nicht weniger drängend und nicht weniger wichtig macht. spirituelle Weltanschauungen bieten immerhin Werkzeuge und Methoden, wie man einer Antwort auf die Spur kommen kann, und den Optimismus, dass eine Antwort auch gefunden werden kann. Diese Antworten sind oft nicht leicht zu akzeptieren, aber sie sind echt und geben Frieden. und ohne inneren Friedne kann zumindest ich unmöglich leben.

grüsse, barbara


Zitat von: "Mc Claudia"
Die Welt ist ungerecht. Aber kein Gott oder Teufel ist dran schuld, sondern ausschließlich die Menschen. Also kann man politisch versuchen, dran was zu ändern.

Allzu oft können Menschen nicht dafür verantwortlich gemacht werden. Es gibt Glückspilze und Pechvögel, es gibt ganz verschiedene Schicksale, die nicht selten von winzigen Unterschieden abhängen können, zB dass jemand sich an einem ganz bestimmten Ort eine Sekunde früher oder später als jemand anders aufhält... Den Glückspilzen geht es ja gut, sie haben nicht gross Bedarf, sich Fragen zu stellen. Wer ständig vom Regen in die Traufe und zurück gerät, ohne offensichtliche Fehler zu machen, wird sich wohl kaum so locker flockig sagen können "ich bin eben am Rand der Wahrscheinlichkeit" ohne weiter zu fragen "warum immer ich".

grüsse, barbara
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barbara

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Re: Psychisch instabile Ungläubige?
« Antwort #20 am: Juni 27, 2011, 16:14:21 »
Zitat von: "dagaz"
Zitat von: "barbara"
als mein Grossvater starb - ich war etwas acht Jahre alt damals - war es für mich ein grosser Trost zu hören, dass der Ätti jetzt im Himmel ist und immer wieder mal auf die Erde schaut und guckt, wie es uns so geht.

wirds deswegen wahrer?

ja, für mich ist es wahr. Es entspricht am besten dem, was ich fühle und erlebe. Alle andern Erklärungen fühlen sich falsch an.

grüsse, barbara
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Roman

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Re: Psychisch instabile Ungläubige?
« Antwort #21 am: Juni 27, 2011, 19:44:15 »
Zitat von: "Mc Claudia"
Die Welt ist ungerecht. Aber kein Gott oder Teufel ist dran schuld, sondern ausschließlich die Menschen.

Und wieso sollten daran ausschließlich die Menschen schuld tragen? Das würde als Schlussfolgerung nahe legen, in der (meinetwegen unberührten, falls es das noch gibt) Natur wäre alles 'gerecht'.
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »
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"Die Kirche verfolgt aus Liebe, die Gottlosen verfolgen aus Grausamkeit"
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Re: Psychisch instabile Ungläubige?
« Antwort #22 am: Juni 28, 2011, 00:26:21 »
Mit "Welt" meine ich ausschließlich die Menschenwelt.

Auf das Problem "Die Natur ist ungerecht" könnte man als Atheist bloß sagen: nein, die Natur hat nur einfach keinen Sinn für Gerechtigkeit, weil das außerhalb ihres Seins liegt. Man kann als Mensch nur versuchen, mit den Schicksalsschlägen, die durch die Natur verursacht werden (Krankheit, Naturkatastrophen, Unfälle) umzugehen und das beste draus zu machen. Sich also als Mitmenschen zu helfen, wenn die Natur Scheiße baut. Aber Erklärung gibts dafür natürlich keine, warum der Tsunami gerade dort und nicht woanders hinkommt, warum gerade der Mensch schwer krank ist und nicht ein anderer etc.
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Roman

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Re: Psychisch instabile Ungläubige?
« Antwort #23 am: Juni 28, 2011, 07:54:47 »
Zitat von: "Mc Claudia"
Mit "Welt" meine ich ausschließlich die Menschenwelt.

Ach so.

Zitat
Auf das Problem "Die Natur ist ungerecht" könnte man als Atheist bloß sagen: nein, die Natur hat nur einfach keinen Sinn für Gerechtigkeit, weil das außerhalb ihres Seins liegt.

Man könnte auch sagen, wir können die Gerechtigkeit der Natur nicht erfassen ;)

Ich denke auch, dass Gerechtigkeit eine menschliche Erfindung ist.

Da aber auch die Gerechtigkeit der Justiz (einer menschlichen Institution) von vielen Betroffenen angezweifelt wird, scheint auch die keinen Sinn dafür zu haben. Ein Anwalt hat mir in meiner Jugend diese für mich, damals, verwirrende Angelegenheit einfach erklärt (2 Minuten vor der Verhandlung und im Jugendgericht). Sinngemäß sagte er: "Gerechtigkeit kriegen Sie, vielleicht, im Himmel. Hier wird Recht gesprochen"

Broda (damals Justizminister) kamen ein paar Jahre später ebenfalls bedenken an der 'Gerechtigkeit' und er führte eine Strafrechtsreform durch, wodurch dann wohl alle Urteile vor 1975 als 'ungerecht' angesehen werden müssen (sehr lustig ist, dass die Strafrechtsreform 1974 abgeschlossen wurde, aber erst am 1.1.1975 in Kraft trat, also fast ein Jahr etwas illegal war, von dem man wusste, es würde in absehbarer Zeit legal werden. Rechtlich mag das klar sein, aber vom Standpunkt der 'Gerechtigkeit' ... ;) ). Recht bzw. Gerechtigkeit, ist ein sehr flexibler Begriff.

Ich fand das damals sehr erhellend, weil es Gerechtigkeit (als richtungsweisender Wert) auf ein zeitgeistiges, moralisches Maß reduzierte, also, für mich, bedeutungslos machte.

Zitat
das beste draus zu machen.

Das versuche ich!

Warum bezeichnen mich manche Menschen als Egoisten?
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