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Meine, Deine, Unsere Tradition – ÖFFENTLICH / Die griechischen Götter und Pythagoras
« am: April 24, 2014, 20:30:05 »
Danke, liebe Claudia, für die Einrichtung dieses Forums. Ich werde ein um das andere Mal von der Tradition der Pythagoreer erzählen, so wie sie auf uns gekommen ist. Von der Tradition, die zu meiner wurde. Damit werde ich euch hoffentlich nicht auf die Nerven gehen, denn - wenn es euch nicht interessiert - lest meine Beiträge einfach nicht.
Womit fange ich an? Das Haus des Glaubens ist dreidimensional, die Erzählung linear. Ich muss einfach aus dem ganzen einen Faden zupfen und daran ziehen, in der Hoffnung, dass nach und nach die wichtigsten Grundzüge des Glaubensgebäudes sichtbar werden.
So fange ich gleich mit einem Einwand an: Wie kann man nur an die griechischen Götter glauben? Zeus, der seine Frau Hera verhaut, eifernde Göttinnen, die mit ihrer Eitelkeit einen blutigen Krieg unter den Menschen entfachen, die grausam und rachesüchtig sind, jähzornig und manchmal gefährlich, nachtragend und kleinlich.
Das ist den Alten schon aufgefallen. Schon in vorklassischer Zeit meinte Xenophanes (um 500 vor), die Menschen hätten die Götter und Göttinnen nach ihrem Vorbild erfunden. Würden Pferde Götter erdenken, so würden sie wie Pferde ausschauen. ("But if cattle or lions had hands, so as to paint with their hands and produce works of art as men do, they would paint their gods and give them bodies in form like their own—horses like horses, cattle like cattle.")
Platon lässt im "Staat" Sokrates sagen: "Und diese (Mythen) sind doch, um sie im Ganzen zu bezeichnen, Falsches, es ist aber auch Wahres darin."
Auch das Evangelium des Pythagoras hat eine Antwort. Als die Musen bitten, den Menschen Göttliches offenbaren zu dürfen, erlaubt das ihnen Apollon nicht so ohne weiteres. Die Mythen sollten von den Menschen erzählen, nicht von den Göttern. Nur einigen Auserwählten sollte Offenbarung zuteil werden. So erzählen die Mythen meist davon, wie wir Menschen sind, von Grundwahrheiten unserer Existenz, damit wir uns selbst besser kennenlernen. Das ist ihre Anziehungskraft über die Jahrtausende. Und selbst zu einer Zeit, als das Christentum alles beherrschte, blieben die Mythen lebendig und prägten Kunst und Kultur und ermöglichten den Bilck in eine andere Welt.
Weit entfernt, die Mythen zu verdammen, muss man doch klar sehen, dass sie in Ihrem Erzählen (übrigens ist das die Grundbedeutung des Wortes Mythos) nicht göttliches Geschehen offenbaren, sondern - und zwar nicht moralisierend - die Höhen und Tiefen unseres Lebens darstellen.
Es grüßt 'Euch
Eusebes
Womit fange ich an? Das Haus des Glaubens ist dreidimensional, die Erzählung linear. Ich muss einfach aus dem ganzen einen Faden zupfen und daran ziehen, in der Hoffnung, dass nach und nach die wichtigsten Grundzüge des Glaubensgebäudes sichtbar werden.
So fange ich gleich mit einem Einwand an: Wie kann man nur an die griechischen Götter glauben? Zeus, der seine Frau Hera verhaut, eifernde Göttinnen, die mit ihrer Eitelkeit einen blutigen Krieg unter den Menschen entfachen, die grausam und rachesüchtig sind, jähzornig und manchmal gefährlich, nachtragend und kleinlich.
Das ist den Alten schon aufgefallen. Schon in vorklassischer Zeit meinte Xenophanes (um 500 vor), die Menschen hätten die Götter und Göttinnen nach ihrem Vorbild erfunden. Würden Pferde Götter erdenken, so würden sie wie Pferde ausschauen. ("But if cattle or lions had hands, so as to paint with their hands and produce works of art as men do, they would paint their gods and give them bodies in form like their own—horses like horses, cattle like cattle.")
Platon lässt im "Staat" Sokrates sagen: "Und diese (Mythen) sind doch, um sie im Ganzen zu bezeichnen, Falsches, es ist aber auch Wahres darin."
Auch das Evangelium des Pythagoras hat eine Antwort. Als die Musen bitten, den Menschen Göttliches offenbaren zu dürfen, erlaubt das ihnen Apollon nicht so ohne weiteres. Die Mythen sollten von den Menschen erzählen, nicht von den Göttern. Nur einigen Auserwählten sollte Offenbarung zuteil werden. So erzählen die Mythen meist davon, wie wir Menschen sind, von Grundwahrheiten unserer Existenz, damit wir uns selbst besser kennenlernen. Das ist ihre Anziehungskraft über die Jahrtausende. Und selbst zu einer Zeit, als das Christentum alles beherrschte, blieben die Mythen lebendig und prägten Kunst und Kultur und ermöglichten den Bilck in eine andere Welt.
Weit entfernt, die Mythen zu verdammen, muss man doch klar sehen, dass sie in Ihrem Erzählen (übrigens ist das die Grundbedeutung des Wortes Mythos) nicht göttliches Geschehen offenbaren, sondern - und zwar nicht moralisierend - die Höhen und Tiefen unseres Lebens darstellen.
Es grüßt 'Euch
Eusebes