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TierSCHUTZ - Moralischer Zwist

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Nachtfalke:
Hallo Leute,

mal wieder lese ich in Tierschutzforen. Betreffend der "Rasselisten". Ich lese von Rettung der Auslandstiere die wirklich um viel teures Geld von ganz Europa und Asien zu uns nach Österreich oder auch Deutschland gebracht werden.Geld das im "eigenen" Tierschutz vielleicht besser eingesetzt wäre.
Ich lese von "Auffanglagern", "Tötungsstationen" im Ausland. Ich lese auch von den Bedigungen in unseren Tierheimen. Ebenso das manche Hunde seit 10 und mehr Jahren dort sitzen (ein Hund lebt normalerweise nich viel länger als 12-15 Jahre).

Man hat in der Schweiz begonnen nicht nur die sogenannten "Listenhunde" zu töten sondern auch normale und "unschuldige" Tiere. Da stell ich mir die Frage: was macht ein Tier schuldig oder unschuldig? Gene? Fellfarbe? Verhalten?
Natürlich gibt es jetzt einen großen Aufschrei (in österreichischen Foren). Selbiges wird wohl oder übel auch bei uns bald kommen (und dann wird es nicht nur hunde treffen, sondern auch Katzen und alle anderen Kleintiere).

Das Wiener Tierschutzhaus ist wieder mal voll. Aufnahmestopp, weil zu viele Hunde sitzen. Warum sitzen zuviele Hunde dort?
Nunja, einerseits natürlich durch die unkontrollierte Einfuhr von Billigwelpen aus den Ostblockstaaten. Diese Hunde sind alles andere als sozialisiert, und wenn die Kinder nach ein paar Monaten oder Jahren kein Interesse mehr an dem Tier haben, dann wird es eben weggegeben. Ins Tierheim.
Dann gibt es noch diese Organisationen die in ausländische Tötungsstationen fahren und scheinbar wahllos Tiere freikaufen, diese nach Österreich karren um sie dort auf Pflegestellen und Fixplätzen aufzuteilen. Solche Hunde haben oftmals einen psychischen Knacks und landen auch oft wieder im Tierheim. Und bleiben dort.
Dann gibt es die sogenannten "Hoppala-Würfe" in denen sich die Hünden halt mal eben mit einem freilaufenden Rüden gedeckt hat. Wenns zuviele Welpen gibt werden sie, wenn denn nicht vermittelbar, ins Tierheim gesteckt. Welpen kommen da eh gut weg. Schauen eh sooo süß aus. Und wenn nicht? Dann bleiben sie wohl ihr Leben lang im Tierheim.
Ich glaube das sind so die wichtigsten Gründe, warum die Tierheime Input bekommen. Über den Output will ich hier nicht diskutieren.

Wie schaut aber nun das Leben eines Hundes aus der im Tierheim sitzt? Er wird 2x am Tag gefüttert, steht unter Dauerstress, weil um ihn herum so und soviele Hunde sind. Bellt, regt sich auf, erleidet längerfristig einfach einen psychischen Schaden. Zwei- oder dreimal die Woche gehen Pfleger oder Paten mit ihm raus (wenn er Glück hat auch öfter), aber das eben auch nur für ein oder zwei Stunden.
Ich behaupte einfach nach ein paar Jahren (wenn nicht Monaten) hat sich der Hund mit seinem Schicksal abgefunden und akzeptiert es mehr oder minder. Wenn ein Hunde seit 5+ Jahren im Tierheim sitzt wird er es wohl auch nicht anders kennen. Ist er glücklich? Ich wage es zu bezweifeln...

Aber das ist nicht die entscheidente Frage. Die Frage die ich mir stelle (und die mich derzeit in ein moralisches Dilemma wirft) ist folgendes: wäre es nicht humaner, Hunde die aus welchen Gründen auch immer nicht mehr vermittelbar sind, schmerzlos zu töten? Anstatt sie zu horten und um teures Geld "behalten" zu wollen?
Was bedeutet "Schutz" in diesem Fall?: die Tiere jahrelang dahinvegetieren zu lassen? Oder sie friedlich gehen lassen?
Auf der anderen Seite: Tiere sind Lebewesen und haben in meinen Augen genauso wie der Mensch recht auf ein artgerechtes, glückliches Leben. Aber ist das Leben dort artgerecht und/ oder glücklich? Ich glaube nicht.

Ich verurteile inzwischen niemanden mehr, der seinen Hund (oder welches Tier auch immer) abgibt. Dieser jemand wird hoffentlich einen trifftigen Grund haben. Und man kann nicht immer auf biegen und brechen alles machen "nur" um das Tier zu behalten (wenn es anderweitig besser aufgehoben ist). Zum Beispiel wenn man das Geld nicht hat.
Ich verurteile auch keinen Menschen der sagt "ich mache alles für mein Tier" (zu denen zähle ich mich ja auch selber).

Aber jeder -egal welcher Art von Mensch man nun sein mag- sollte sich dann wenigstens ehrlich darüber bewusst sein oder werden: wenn ich mir ein Tier anschaffe, dann trage ich auch die Verantwortung über dieses. Und wenn ich dieses Tier abgebe, besteht die Möglichkeit, dass es nicht mehr weiter vermittelt werden kann. Und (in naher Zukunft wahrscheinlich auch hier) getötet wird.
Kann ich mit diesem Gewissen leben? Oder will ich unter diesen Umständen wirklich "unbedingt" ein Tier haben?

Ich gehöre zu den Menschen die sich für den Schutz der Tiere einsetzen und versuchen ihnen eine Stimme zu geben. Aber was bedeutet "Schutz" in diesem Fall? Das sollte zumindest die Richtung angeben, in welche sich diese Diskussion hoffentlich entwickelt.

morgane:
Hallo nachtfalke!
Ich kann dein dilemma sehr gut verstehen. Ich selbst frage mich auch immer wieder, ob es denn sinnvoll ist, herrenlose tiere aus dem ausland in großer zahl  zu uns zu bringen, wo doch die tierheime aus allen nähten platzen. Leider gilt auch hier das gesetz des marktes, angebot und nachfrage. Es scheint ein gutes geschäft zu sein, zu züchten, was das zeug hält.

Solange die länder, die es betrifft, keine gesetzlichen maßnahmen treffen, um solchen leuten das handwerk zu legen, können wir hier nur auf aufklärung setzen. Und das ist leider ein sehr langwieriger prozess, der nicht so bald greifen wird.

Unsere einstellung zu tieren ist auch etwas, das hinterfragt werden sollte. Tiere sind nun einmal nicht für unsere bedürfnisse da, nach nähe, nach zärtlichkeit, auch nach nahrung (*nutztiere*). Sie sind lebendige, fühlende wesen mit einem recht auf würde und artgerechtes leben. Das müsste sich endlich einmal herum sprechen.

Auch ich frage mich manchmal, ob es nicht weniger leidvoll für solche armen kreaturen wäre, wenn man sie einschläferte. Eine wirkliche lösung kann das allerdings nicht sein, nur ein eingeständnis unseres unvermögens, dieses problem zufriedenstellend zu lösen.

lg morgane

Ritter vom Schach:

--- Zitat von: "morgane" ---Hallo nachtfalke!
Ich kann dein dilemma sehr gut verstehen. Ich selbst frage mich auch immer wieder, ob es denn sinnvoll ist, herrenlose tiere aus dem ausland in großer zahl  zu uns zu bringen, wo doch die tierheime aus allen nähten platzen. Leider gilt auch hier das gesetz des marktes, angebot und nachfrage. Es scheint ein gutes geschäft zu sein, zu züchten, was das zeug hält.
--- Ende Zitat ---

Zur Regulierung von Nachfrage würde ich eine drastische Erhöhung der Steuern auf Hunde empfehlen, beziehungsweise die Einführung von Abgaben auf andere Transit-Tierarten in Erwägung ziehen. Es ist zwar keinesfalls sozial aber es dämpft die Nachfrage auf alle Fälle. Abgesehen frage ich mich, ob derart viele Hunde pro Flächeneinheit in Ballungsgebieten überhaupt sinnvoll sind.

Liebe Grüße und *rotwuselwink*,
Alexander

Nachtfalke:
Hallo morgane!


--- Zitat von: "morgane" ---Ich selbst frage mich auch immer wieder, ob es denn sinnvoll ist, herrenlose tiere aus dem ausland in großer zahl  zu uns zu bringen, wo doch die tierheime aus allen nähten platzen.
--- Ende Zitat ---

Nein, das ist nicht sinnvoll. Im Gegenteil. Es ist eine Symptombekämpfung. Die Ursache aber (Armut der Leute in so nem Land) wird dadurch aber NICHT bekämpft.


--- Zitat von: "morgane" ---Eine wirkliche lösung kann das allerdings nicht sein, nur ein eingeständnis unseres unvermögens, dieses problem zufriedenstellend zu lösen.
--- Ende Zitat ---
Es wäre aber ein Anfang - auch wenns brutal und grausam klingt. Wenn das Eingeständnis da ist "wir sind verzweifelt, wir wissen nicht was wir mit dem ganzen Überschuss machen sollen." können die von SiRacor angesprochenen Gesetze entworfen und angewandt werden. Obwohl: die die sich planlos Tiere anschaffen scheren sich auch nicht um Gesetze oder Hundesteuer.
Man müsste da definitiv an der Exekutive ansetzen - egal wie (haben da eh schonmal drüber gesprochen).

Wælceasig:

--- Zitat von: "SiRacor" ---Zur Regulierung von Nachfrage würde ich eine drastische Erhöhung der Steuern auf Hunde empfehlen, beziehungsweise die Einführung von Abgaben auf andere Transit-Tierarten in Erwägung ziehen. Es ist zwar keinesfalls sozial aber es dämpft die Nachfrage auf alle Fälle. Abgesehen frage ich mich, ob derart viele Hunde pro Flächeneinheit in Ballungsgebieten überhaupt sinnvoll sind.
--- Ende Zitat ---

Habe ich nicht ganz verstanden.
Du willst eine hohe Einführsteuer? Äh, ich denke, die Hunde werden ins Land geschmuggelt. (Bzw. wenn sie es bisher nicht wurden, dann werden sie es spätestens nach Einführung dieser Steuer. Das sollte wohl klar sein.)

Oder du willst, dass Hundesteuer allgemein im Inland so hoch wird, dass nur noch wohlhabende Leute sich einen Hund halten können?

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