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Autor Thema: An die Heiler/innen  (Gelesen 53243 mal)

Merlin

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #15 am: September 20, 2010, 16:59:50 »
Zitat von: "Mc Claudia"
Da muss ich Dir klar widersprechen. Mir ist keine bessere Methode, als eine saubere und faire (das heißt auch unabhängige) Doppelblindstudie bekannt, die die Wirkung einer Therapie oder eines Medikaments VON SICH testen kann. Jeder individuelle Erfahrungswert kann nur für den Menschen gelten, der es erfahren hat – und der Placebo-Effekt ist ja, wie wir wissen, äußerst mächtig. Erst saubere Studien mit möglichst vielen Proband/innen erhöht die Gewissheit, dass was wirkt, weils wirkt (und nicht, weil die Patient/innen GLAUBEN müssen, dass es wirkt). Gerade groß angelegte saubere Studien helfen, Heilungschancen kranker Menschen – quantitativ – massiv zu verbessern und das Sterberisiko zu senken.

Problem nummer 1 Studien werden meist von der pharmaindustrie bezahlt, na und die sind natürlich interessiert ein produkt rasch auf den markt zu bringen. Was aber glücklicherweise nicht ganz so einfach ist.

Zitat von: "Mc Claudia"
Gerade die Individualität jeder Patientin / jedes Patientin ist ja wichtig! (Dass man als Arzt latürnich auch auf die individuellen Bedürfnisse und v.a. Krankheiten und Unverträglichkeiten von Patient/innen eingehen sollte, versteht sich von selbst, finde ich. Das hat aber mit dem Charakter der Ärztin / des Arztes zu tun.)

Problem nummer 2 Heute gab es einen bericht im TV über tumorbehandlung bei kindern, wo "überraschender weise" festgestellt wurde, das gene "individuell" reagieren und daher auch die jeweiligen patienten, individuell behandelt werden müssen. So eine überraschung. Was natürlich enormen zeit- und laboraufwand bedeutet, bei rund 5 oder milliarden genen.

Der charakter der ärzte geht schon in ordnung, nur leider stehen die unter systemimmanenten druck und die die sich da raushalten, haben die technischen möglichkeiten nicht (zu teuer) und auch weniger patienten, was wieder mit einnahmensverlust einher geht. Also in erster linie liegt es am system.  Was natürlich mit allen bereichen zu tun hat, wie krankenkassen etc.

Zitat von: "rivka"
Meinen eigenen Erfahrungen nach kann man oft nicht einmal derselben Person bei derselben Krankheit mit demselben Mittel helfen. Meiner Erfahrung nach müsste Medizin hoch individualisiert sein, also auf jeden Einzelfall so weit wie irgend möglich eingehen. Aber das ist natürlich schon wieder zu teuer  :doh:

So schauts nämlich aus: http://www.youtube.com/watch?v=93DGKt2nJ5A
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Nie wieder Arbeit

Wælceasig

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #16 am: September 20, 2010, 17:35:13 »
Zitat von: "Eldkatten"
Dann wären es meiner Meinung nach keine "Medikamente" und keine "Therapien",


Wie definierst du denn beides?
Ein Medikament, ist für mich ein Heilmittel und eine Therapie ein Heilferfahren. Wenn also etwas heilt - egal wie - ist es dieser Definition nach ein Medikament/eine Therapie.

Zitat von: "Eldkatten"
- Rückgang der Krankheitssymptome: da diese definiert sind, kann man ihr Vorhandensein und ihre Ausprägung auch feststellen, d.h. "messen".

Joa, aber alles was du aufgezählt hast, sind eben Krankheitssymptome.

Wenn man von der Warte aus kommt, die allen Krankheiten seelische/feinstoffliche/what so ever Ursachen zuschreibt, dann wirken Medikamente im schulmedizinischen Sinne eben nur auf der physischen Ebene, (oder psychischen, bei Zuwendung des Therapeuten, Placebos, ect.). Der ganze Komplex bewegt sich dann ja in Bereichen, in denen die Biologie/Chemie/Physik nichts mehr zu sagen hat.
Allein wenn man schon definieren will, was "Krankheit" ist, das ist ja schon hochphilosophisch: Ein Abweichen von der Norm? Wenn heute die Norm ein BMI von 17 wäre, ist das dann gesund?
Ist Krankheit ein Abweichen vom "optimalen Wohlbefinden"? Ich bin sicher selbst der Zustand eines Menschen, der sich als "gesund" empfindet, könnte noch optimiert werden... :ugly:
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Mc Claudia

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #17 am: September 20, 2010, 17:47:57 »
Hi Waelceasig,

darf ich mich ganz frech einmischen?

Ich gehe jetzt mal von meiner ganz persönlichen Patientinnen-Warte aus:

Eine Krankheit ist für mich dann gegeben, wenn ich

- Schmerzen leide, also einen Leidensdruck habe. Wobei, je schlimmer die Schmerzen, desto größer der Leidensdruck, desto größer der Wunsch, keine Schmerzen zu haben. Schmerzen können auch seelisch sein. Deshalb gibts ja auch Psychotherapeut/innen und ähnliche. Und meist wirkt die Psyche auf den Körper und vice versa. Der Körper bleibt bei längeren psychischen Schmerzen also nicht lang gesund, und längere Krankheit kann schon mal zu Depressionen führen.

- eine Störung im Körper habe, die ich nicht unbedingt spüren muss, die aber, wenn man nix dagegen macht, mit großer Wahrscheinlichkeit für mich schlimm endet (z.B. eine schlimme "spürbare" Krankheit nach sich zieht oder auch den Tod)

Auf beides bin ich nicht scharf, beides würde ich gerne nicht haben, weshalb ich als Patientin Fachleute aufsuche, die sich mit dem Zeugs besser auskennen als ich (hoffe ich zumindest).

Auch wenn die Ursache einer Ursache einer Ursache einer Krankheit in meiner Seele liegen sollte, so ist auch das schulmedizinisch mit der Psychosomatik und der Psychotherapie abgedeckt, also keinesfalls mehr was Ungewöhnliches.

Messen ist in diesen Bereichen nicht einfach, aber bis zu einem gewissen Grad möglich. (z.B. weitläufige Fragebogenuntersuchungen) Ich selbst wäre daher grad bei psychischen Übeln sehr vorsichtig mit Urteilen, ob was funktioniert, weil ja gerade da eine Menge Unschärfen sind, und 100.0000 Sachen zusammenspielen. Ich würde auf diesem Gebiet als Staat die Schamanen genauso auf Kasse verordnen wie Psychotherapie. Mündige Patient/innen sollten hier auswählen können, wo sie hingehen.

Im übrigen schließe ich mich Eldkatten an.

liebe Grüße

Mc Claudia
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Mc Claudia

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #18 am: September 20, 2010, 18:03:26 »
Hi Merlin,

Zitat von: "Merlin"
Problem nummer 1 Studien werden meist von der pharmaindustrie bezahlt, na und die sind natürlich interessiert ein produkt rasch auf den markt zu bringen. Was aber glücklicherweise nicht ganz so einfach ist.

Deshalb hab ich ja auch inflationär die Begriffe „sauber“ und „fair“ verwendet. Eine Studie für ein Medikament, das von der Pharmafirma, die das Medikament auf den Markt bringen will, selbst durchgeführt wird (oder die Prüfer massiv bedrängt oder erpresst oder besticht), ist zum Vergessen (also weder sauber noch fair). Bzw., wenn mans weiß, muss man sie mit größter Vorsicht betrachten.

Ebenso kann man deshalb Studien über Homöopathie vergessen, die von der Homöopathie-Lobby durchgeführt wurden.

Unabhängig heißt nun mal für gewöhnlich, dass die Prüfer neutral und ergebnisoffen sind.

Dass die Praxis leider anders ausschaut, weiß ich auch. Ich habe eher von einem Idealzustand geschrieben.

Zitat von: "Merlin"
Der charakter der ärzte geht schon in ordnung, nur leider stehen die unter systemimmanenten druck und die die sich da raushalten, haben die technischen möglichkeiten nicht (zu teuer) und auch weniger patienten, was wieder mit einnahmensverlust einher geht. Also in erster linie liegt es am system.  Was natürlich mit allen bereichen zu tun hat, wie krankenkassen etc.
 

Da geb ich Dir natürlich unumwunden Recht.

Und jetzt schau ich mir Dein verlinktes Kabarett an. Danke!

Mc Claudia
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Wælceasig

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #19 am: September 20, 2010, 18:11:49 »
Zitat von: "Mc Claudia"
Auch wenn die Ursache einer Ursache einer Ursache einer Krankheit in meiner Seele liegen sollte, so ist auch das schulmedizinisch mit der Psychosomatik und der Psychotherapie abgedeckt, also keinesfalls mehr was Ungewöhnliches.

Das wage ich eben zu bezweifeln.
Hm, jetzt habe ich Schwierigkeiten ein Beispiel zu konstruieren. Mal sehen...
Sagen wir mal, im buddhistischen Sinne (Hau mich nicht, Uhanek, wenn das nicht stimmt, ich konstruiere hier nur was, was der Veranschaulichung dienen soll.) wäre der gesunde, heile Zustand der, "eins mit allem" zu sein.
Die Menschen, die das nicht sind, können als Folge ihres "uneins"-Seiens Depressionen bekommen. Diese Depressionen werden in der Psychotherapie behandelt, nicht aber die Ursache, die nach dieser Auffassung der Depression zugrunde liegt, nämlich das "nicht mit allem einssein" (bzw. das Leid, dass durch die Illusion verursacht wird, zu glauben, man sei es nicht.) Hier wäre die Depression also wieder nur das Symptom der eigentlichen Krankheit.

Auch wenn das jetzt nix wirklich mit Buddhismus zu tun haben sollte - dass sollte als konstruiertes Beispiel dessen dienen, was ich als "Ebenen" habe verstanden wissen wollen. (Das Problem liegt hier wohl auch wieder in der Begrifflichkeit: Wenn die Psychologie den Begriff "Seele" verwendet, meint sich damit nicht unbedingt das selbe wie diejenigen, die den Begriff im Kontext einer bestimmten Religion /Weltsicht/Philosophie verstanden haben wollen.)

Die Ebenen wären da so grob gesagt: physisch - phsychisch - seelisch. (Reines Konstrukt, mit willkürlicher Begrifflichkeit von mir, dient alles nur zur Veranschaulichung der Theorie.)
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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #20 am: September 20, 2010, 18:25:51 »
Hi Waelceasig,

aber da gehen wir ja schon in den Bereich des Religiösen. Und dafür is der Staat nu wirklich nicht zuständig.

Wenn ein buddhistischer Mensch Depressionen hat und die Ursache seines Leidens weg haben will, geht er wahrscheinlich eh nicht zur Psychotherapie sondern in eine Sanga, um dort seinem Heil-Sein im buddhistischen Sinne näher zu kommen, oder?

Und ein Nichtbuddhist (wie ich) ist schon zufrieden, die Depressionen los zu sein. Wenn dann der Buddhismus noch meint, ich sei "nicht eins" oder hätte "Neurosen", ist mir das herzlich egal, weil ich keinen Leidensdruck mehr hab.

Krankheit ist m.E. also was sehr persönliches. Deshalb bin ich auch eine Verfechterin von der Mündigkeit der Patient/innen.

liebe Grüße

Mc Claudia
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Eldkatten

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #21 am: September 20, 2010, 18:26:37 »
Hallo Wælceasig,

Zitat von: "Wælceasig"
Zitat von: "Eldkatten"
Dann wären es meiner Meinung nach keine "Medikamente" und keine "Therapien",

Wie definierst du denn beides?
Ein Medikament, ist für mich ein Heilmittel und eine Therapie ein Heilferfahren. Wenn also etwas heilt - egal wie - ist es dieser Definition nach ein Medikament/eine Therapie.
(...)
Deiner Definition würde ich mich anschliessen. Wenn aber etwas heilt - oder, wie ich es ausdrückte, "hilft" - dann ist genau diese "Heilung" messbar, und wenn es "nur" die Aussage der/des "Kranken" ist: "Ich fühle mich besser" ("Ich habe weniger/keine Schmerzen (mehr)", "Ich habe keine Angst mehr", "Ich kann besser schlafen"). Natürlich kann man das "Wohlbefinden" nicht mit Geräten messen, aber man kann die Wirkung einer Therapie oder eines Medikamentes feststellen, indem man eine Menge Leute befragt, die mit diesem Heilmittel behandelt wurden (und gleichzeitig eine Menge Leute befragt, die mit einem anderen Heilmittel oder gar nicht behandelt wurden).
Deswegen sagte ich ja, wenn sich die Wirkung nicht "messen" lässt, ist es per (meiner, und womöglich auch deiner) definitionem kein Heilmittel. Genau darum verstehe ich nicht so recht, was du mit deiner ursprünglichen Aussage
Zitat von: "Wælceasig"
(...)
Was ist, wenn die Medikamente auf einer Ebene helfen, für die die Wissenschaft keine Werkzeuge hat, dies zu überprüfen?
meintest. Wenn ein Heilmittel "hilft", lässt sich das auch überprüfen, notfalls einfach dadurch, dass mehr Leute danach sagen "Mir geht es gut/besser" als ohne oder mit einem anderen Heilmittel. Ich bin nicht der Meinung, dass man Heilmittel allein deswegen ablehnen sollte, weil man keine wissenschaftliche Erklärung für den Wirkmechanismus hat (das ist - neben Placebos, Homöopathie und Akupunktur - selbst bei überraschend vielen "klassischen" Medikamenten der Fall).

Ich könnte mir ein "Heilmittel" vorstellen, das auf einer Ebene hilft, für die die Wissenschaft keine Werkzeuge hat, dies zu überprüfen: Wenn ich mir z.B. mit Hilfe von Kirlianfotografie und allerlei Zauber meine "Aura" reinigen, reparieren oder verbessern liesse. Da die "Aura" ein nicht-wissenschaftliches Konzept ist - wenn auch sonderbarerweise immer wieder versucht wird, ihr Vorhandensein zu "beweisen", sprich wissenschaftlich fassbar und anerkannt zu machen - , lässt sich die Wirkung einer Therapie, die die Aura heilen oder verbessern soll, nicht wissenschaftlich überprüfen. Ausser man bleibt völlig auf der Ebene des subjektiven Empfindens. Ebenso sähe ich Maßnahmen zur Verbesserung des Karmas, oder solche, die jemandem ein besseres Leben im Jenseits verschaffen sollen. Ich will über so etwas nicht lästern, keinesfalls. Das sind aber Dinge, die sich auf Ebenen abspielen, die ausserhalb des Geltungsbereiches der Wissenschaft liegen. Nach meiner persönlichen Definition sind das keine Heilmittel und keine Medikamente. Dass sie dennoch ihre Berechtigung habe, stelle ich nicht in Frage.

Oh, und ja, Schamane auf Krankenschein, bin ich dafür  :thumbsup:  Ich meine tatsächlich mal vor vielen Jahren von einem Modell in Grossbritannien gehört zu haben, wo in einer (kassenärztlichen) Praxis ein klassischer Arzt, ein Heilpraktiker und ein "Heiler" tätig waren, und entweder der Patient auswählte, wo er hinging, oder auch der Arzt den Patienten zum Heiler schickte, wenn er den Eindruck hatte, dass dem Patient das dort zur Behandlung gehörende Ritual gut täte. Und natürlich der Heilpraktiker den Patienten mit gebrochenem Knöchel zum Arzt schickte. Ich habe keine Ahnung, was aus diesem Konzept geworden ist.

Schönen Gruss
Herbert
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Wælceasig

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #22 am: September 20, 2010, 18:38:46 »
Zitat von: "Mc Claudia"
Und dafür is der Staat nu wirklich nicht zuständig.

Natürlich nicht, die Frage von Zuständigkeit des Staates habe ich ja auch nicht mal gestreift.


Zitat von: "Mc Claudia"
Wenn ein buddhistischer Mensch Depressionen hat und die Ursache seines Leidens weg haben will, geht er wahrscheinlich eh nicht zur Psychotherapie sondern in eine Sanga, um dort seinem Heil-Sein im buddhistischen Sinne näher zu kommen, oder?

Auch darum gings mir nicht, sondern um die Definition von dem, was Krankheit und was Symptom sein könnte, wenn man die wissenschaftliche Weltsicht verlässt.
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Eldkatten

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #23 am: September 20, 2010, 18:41:17 »
Hallo,

ich möchte noch gerade anmerken, dass es meiner Meinung nach nicht nur darum geht, dass der Patient seine Therapie aus einem möglichst grossen Spektrum auswählen kann. Es geht auch - und nicht unwesentlich - darum, Menschen vor Scharlatanerie zu schützen und vor Maßnahmen, die ihnen als Heilmittel angepriesen werden, aber nutzlos und oft genug sogar schädlich und gefährlich sind. Eine Aurareinigung oder eine Behandlung durch den Schamanen, ok, wenn's "hilft" in dem Sinne, dass sich der Behandelte danach besser fühlt (und sich sein objektivierbarer physischer und psychischer Zustand nicht verschlechtert hat), aber was wäre z.B. mit einem bis zur "Heilung" durchgeführten Exorzismus? Soll das auch zulässig sein? Die Kehrseite der grösstmöglichen Mündigkeit und Auswahlbreite nach dem Motto "Wer heilt, hat recht." ist nämlich die ins Kraut schiessende Scharlatanerie: Leute, die Linderung von Leiden suchen, werden finanziell ausgenommen oder der Egopflege des Scharlatans geopfert. Oder einer religiös oder sonstwie weltanschaulich bedingten untauglichen Methode unterworfen.
Zu der Möglichkeit, auswählen zu können, gehört auch eine umfassende Information, und hier sehe ich sowohl Staat und Wissenschaft in der Pflicht - die ihre Bürger vor Schaden schützen bzw. Menschen bestmöglich informieren sollen - , aber auch die (potentiellen) Patienten. Letztere sollten sich auch mal "was sagen lassen", statt jede Information vom Tisch zu fegen, die ihrer Lieblingstherapie widerspricht.

Schönen Gruss
Herbert
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Ink Ognito

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #24 am: September 20, 2010, 18:53:27 »
Zitat von: "Wælceasig"
Sagen wir mal, im buddhistischen Sinne (Hau mich nicht, Uhanek, wenn das nicht stimmt, ich konstruiere hier nur was, was der Veranschaulichung dienen soll.) wäre der gesunde, heile Zustand der, "eins mit allem" zu sein.
Die Menschen, die das nicht sind, können als Folge ihres "uneins"-Seiens Depressionen bekommen. Diese Depressionen werden in der Psychotherapie behandelt, nicht aber die Ursache, die nach dieser Auffassung der Depression zugrunde liegt, nämlich das "nicht mit allem einssein" (bzw. das Leid, dass durch die Illusion verursacht wird, zu glauben, man sei es nicht.) Hier wäre die Depression also wieder nur das Symptom der eigentlichen Krankheit.

Auch wenn das jetzt nix wirklich mit Buddhismus zu tun haben sollte - dass sollte als konstruiertes Beispiel dessen dienen, was ich als "Ebenen" habe verstanden wissen wollen.

Ich hau Dich nicht, okay  :)

Also der erstrebte Zustand ist nicht "eins mit allem", sondern "nichtdualistische Natur des Geistes" und "Erkenntnis der Leerheit". Das ist noch was anderes. Aber Egal, Jedenfalls liegt die tiefere Wurzel des Leidens in den Geistesgiften (Gier, Hass u. Ignoranz) und in den falschen Annahmen über das Wesen des Seienden. Das Resultat ist ein Zustand und Wahrnehmungsmodus, der uns eine bestimmte "Wirklichkeit" vorgaukelt. Dies wird als Samsara bezeichnet. Innerhalb Samsaras gibt es viele relative Wahrheiten, zu denen auch der Umstand zählt, dass es Erkrankungen aller Art gibt, von denen eine als "Depression" bezeichnet wird. Da ein wesentlicher Bestandteil buddhistischer Übung die Entwicklung von Achtsamkeit ist, wäre es ein Zeichen guter Übung, die Depression als solche zu erkennen und adäquate Maßnahmen anzugehen, nämlich einen Arzt aufzusuchen und bei einem geeigneten Therapeuten eine Therapie zu beginnen...  :)  

Es ist leider ein weit verbreiteter Irrglaube, buddhistische Praxis mit Psychotherapie gleichzusetzen oder anzunehmen, beides würde sich ausschließen oder man sei kein guter Praktizierender, wenn man einen Arzt oder gar einen Psychotherapeuten bräuchte.
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Wælceasig

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #25 am: September 20, 2010, 18:59:33 »
Zitat von: "Eldkatten"
Wenn aber etwas heilt - oder, wie ich es ausdrückte, "hilft" - dann ist genau diese "Heilung" messbar, und wenn es "nur" die Aussage der/des "Kranken" ist: "Ich fühle mich besser" ("Ich habe weniger/keine Schmerzen (mehr)", "Ich habe keine Angst mehr", "Ich kann besser schlafen"). Natürlich kann man das "Wohlbefinden" nicht mit Geräten messen, aber man kann die Wirkung einer Therapie oder eines Medikamentes feststellen, indem man eine Menge Leute befragt, die mit diesem Heilmittel behandelt wurden (und gleichzeitig eine Menge Leute befragt, die mit einem anderen Heilmittel oder gar nicht behandelt wurden).

Ich würde sagen, das Problem liegt darin, dass man nicht weiß, was genau heilt. (Oder ob tatsächlich irgendetwas geheilt ist, oder nur Symptome bekämpft sind und die tatsächliche Krankheit in anderer Form wieder auftaucht.) War es die Chemie eines Arzneimittels, die den Defekt auf physischer Ebene beseitigt hat? War es die Zuwendung des Arztes und der Glaube des Kranken, dass durch die Tabletten alles wieder gut wird? War es die veränderte Einstellung des Kranken zu seiner Krankheit/seinem Leben, die etwas geändert hat?

Zitat von: "Eldkatten"

Deswegen sagte ich ja, wenn sich die Wirkung nicht "messen" lässt, ist es per (meiner, und womöglich auch deiner) definitionem kein Heilmittel. Genau darum verstehe ich nicht so recht, was du mit deiner ursprünglichen Aussage

Ja klar, aber da ist eben das Problem, was Rivka im Eingangsposting ansprach, "dass das, und genau das, was dem einen hilft auch genauso der anderen helfen muss, oder eben gar nicht hilft, unwirksam ist."
Bei etwas was sich nicht messen lässt, lässt sich auch nichts verschreiben, weder an "herkömmlicher" noch an "alternativer Medizin."

Zitat von: "Eldkatten"
Wenn ein Heilmittel "hilft", lässt sich das auch überprüfen, notfalls einfach dadurch, dass mehr Leute danach sagen "Mir geht es gut/besser" als ohne oder mit einem anderen Heilmittel.

Aber wie gesagt, dazu müsste man erst einmal wissen, was genau denn nun das Heilmittel war.  Waren es die Pillen mit dem wissenschaftlich nachweisbarem chemisch nachweisbarem Wirstoff oder dem nicht homöopathischen, wissenschaftlich nicht nachweisbaren Wirstoff, war es der Glaube des Patienten oder etwas ganz anderes?


Zitat von: "Eldkatten"
Ich könnte mir ein "Heilmittel" vorstellen, das auf einer Ebene hilft, für die die Wissenschaft keine Werkzeuge hat, dies zu überprüfen:[...] lässt sich die Wirkung einer Therapie, die die Aura heilen oder verbessern soll, nicht wissenschaftlich überprüfen.

Hö? Wiedersprichst du dir hier nicht?

Zitat von: "Eldkatten"
[q] Das sind aber Dinge, die sich auf Ebenen abspielen, die ausserhalb des Geltungsbereiches der Wissenschaft liegen. Nach meiner persönlichen Definition sind das keine Heilmittel und keine Medikamente. Dass sie dennoch ihre Berechtigung habe, stelle ich nicht in Frage.

Du hattest doch am Anfang deines Postings noch der Definition: "Alles was heilt, ist ein Heilmittel" zugestimmt. Jetzt nicht mehr?  ;)
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Wælceasig

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #26 am: September 20, 2010, 19:09:24 »
Zitat von: "Uhanek"
Ich hau Dich nicht, okay  :)

*schweißvonderStirnwisch* Da hab' ich ja noch mal Glück gehabt... :D  

Zitat von: "Uhanek"
Dies wird als Samsara bezeichnet. Innerhalb Samsaras gibt es viele relative Wahrheiten, zu denen auch der Umstand zählt, dass es Erkrankungen aller Art gibt, von denen eine als "Depression" bezeichnet wird.

Okay, aber mein Beispiel würde stimmen, wenn ich sage, die "falschen Annahmen über das Wesen des Seienden" ist die eigentliche Krankheit, die das Symptom "Depression" auf der psychischen Ebene verursacht? (Und eine Depression möglicherweise die Symptome Kopfschmerzen und Magengeschwüre auf physischer Ebene?)

Zitat von: "Uhanek"
Es ist leider ein weit verbreiteter Irrglaube, buddhistische Praxis mit Psychotherapie gleichzusetzen oder anzunehmen, beides würde sich ausschließen oder man sei kein guter Praktizierender, wenn man einen Arzt oder gar einen Psychotherapeuten bräuchte.

Auch wenn ich in meinem "Buddhismus-Beispiel" sonst Quark geschrieben habe, das habe ich aber nicht gesagt. *heftigdenKopfschüttelt*
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Ink Ognito

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #27 am: September 20, 2010, 19:19:01 »
Zitat von: "Eldkatten"
Eine Aurareinigung oder eine Behandlung durch den Schamanen, ok, wenn's "hilft" in dem Sinne, dass sich der Behandelte danach besser fühlt (und sich sein objektivierbarer physischer und psychischer Zustand nicht verschlechtert hat), aber was wäre z.B. mit einem bis zur "Heilung" durchgeführten Exorzismus? Soll das auch zulässig sein? Die Kehrseite der grösstmöglichen Mündigkeit und Auswahlbreite nach dem Motto "Wer heilt, hat recht." ist nämlich die ins Kraut schiessende Scharlatanerie: Leute, die Linderung von Leiden suchen, werden finanziell ausgenommen oder der Egopflege des Scharlatans geopfert. Oder einer religiös oder sonstwie weltanschaulich bedingten untauglichen Methode unterworfen.


Hallo Eldkatten,

ein schwieriges Thema --- ich selbst bin ja ein Esoterikkritiker, wie Du weißt. Ich stehe aber auch vielem, was sich gerne als (vermeintlich unfehlbare) Wissenschaft brüstet, und der Schulmedizin kritisch gegenüber. Ich teile Rivkas Ansicht, dass Heilung etwas mit dem Individuum zu tun hat und eben nicht wirklich standadisierbar ist. Und ja, es mag sogar Fälle geben, in denen sogar ein Exorzismus von Nutzen sein kann. Muss ich ja vielleicht auch sagen, weil der tantrische Buddhismus ziemliche viele exorzistische Praktiken kennt  :gruebel:  :D

Ich selbst habe an meinem eigenen Kind etliche, z.T. ganz verblüffende Heilerfolge mit außerordentlich esoterischen Praktiken erlebt. Ich habe ja früher schonmal erwähnt, dass mein Kind ein sehr frühes Frühchen war --- 25. Woche. Der Kleene hatte etliche gravierende gesundheitliche Probleme, die wir nicht etwa dank doppelblinderforschter Arzneien und überragender Schulmedizin, sondern dauerhaft durch von mir hergestelltes Mantrawasser und eine homöopathische Behandlung in den Griff bekommen haben...  :gruebel:
« Letzte Änderung: September 20, 2010, 19:23:30 von Ink Ognito »
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Ink Ognito

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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #28 am: September 20, 2010, 19:21:46 »
Zitat von: "Wælceasig"
Zitat von: "Uhanek"
Es ist leider ein weit verbreiteter Irrglaube, buddhistische Praxis mit Psychotherapie gleichzusetzen oder anzunehmen, beides würde sich ausschließen oder man sei kein guter Praktizierender, wenn man einen Arzt oder gar einen Psychotherapeuten bräuchte.

Auch wenn ich in meinem "Buddhismus-Beispiel" sonst Quark geschrieben habe, das habe ich aber nicht gesagt. *heftigdenKopfschüttelt*


Um Himmels Willen, das wollte ich Dir auch nicht unterstellt haben. Es ist nur generell eine weit verbreitete Idee, die ich Dir aber keinesfalls unterschieben wollte!
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »
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Re: An die Heiler/innen
« Antwort #29 am: September 20, 2010, 19:28:19 »
Zitat von: "Uhanek"
Um Himmels Willen, das wollte ich Dir auch nicht unterstellt haben. Es ist nur generell eine weit verbreitete Idee, die ich Dir aber keinesfalls unterschieben wollte!


Ah, okay.
Und wäre das jetzt so weit richtig?

 
Zitat
mein Beispiel würde stimmen, wenn ich sage, die "falschen Annahmen über das Wesen des Seienden" ist die eigentliche Krankheit, die das Symptom "Depression" auf der psychischen Ebene verursacht? (Und eine Depression möglicherweise die Symptome Kopfschmerzen und Magengeschwüre auf physischer Ebene?)
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