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Glaubensgebäude / Re: Anderswelt, Paradies, Walhall und Elysion
« am: Oktober 11, 2012, 14:12:40 »
Nun, ich erspare mir Zitateschlachten und gehe der Reihe nach vor.
Zuerst zu Herrn Geza:
Ich würde eigentlich alle Religionen, die sich auf die Genesis berufen, als richtige Buchreligionen bezeichnen. Bibel und Koran stellen genau die selben Heiligtümer für die Anhänger dieser Religionen dar, auch in der Vehemenz, mit der Schmähungen verfolgt werden.
Ansonsten kann man sich auch auf den Begriff Stifterreligionen einigen. Wobei hervorzuheben ist, dass da die Grenzen sehr fließend sind und nicht unbedingt den Kern von Glaubensvorstellungen betreffen, sondern eher die Peripherie.
Etwas wunderlich empfinde ich Ihre Aussage, dass alle heidnischen Religionen ihren Ursprung in einer isländischen Mythensammlung haben. Wenn sie Richtungen meinen, die sich auf germanische oder in neuheidnischen Kreisen häufig vorkommend auf synkretistische Glaubensvorstellungen stützen, mögen sie Recht haben. Aber es gibt ja noch mehr Richtungen.
Ihre Wertungen über andere Religionen kommentiere ich jetzt nicht.
Was ihren Einwand bezüglich fehlender mythischer Überlieferungen des keltischen Kulturraumes betrifft – nun, es ist die Frage, was man erwartet. Zu aller erst sollte man sich dringend von der Vorstellung eines homogenen religiösen Zustandes bei den Kelten lösen (meiner Meinung nach auch bei den Germanen). Und nicht versuchen, einen kleinen Zeitraum herauszunehmen, und dies als die keltische Religion zu deklarieren.
Es gibt sicherlich, grob unterschieden einen vorchristlich-heidnischen Zeitraum und einen christlichen, nur kann man in beiden Zeiträumen deutliche Dynamiken feststellen.
Entscheidend ist hier, dass in der vorchristlichen Zeit manistische, polytheistische und zyklische Vorstellungen den Grundbestand aller keltischen Religionen bildeten. Mythen und Erzählungen können nur Momentaufnahmen eines bestimmten zeitlichen und/oder physischen Raumes sein.
Beachtet man jenes nicht, ergibt sich die gleiche Problematik wie in der Tradierung der christlichen, neutestamentarischen Mythologie. In der ebenfalls versucht wurde, einen Raumabschnitt zu extrahieren und natürlich damit Widersprüche produziert. Was nicht nur auf die verschiedenen Schreiber zurückzuführen ist.
Zu McClaudia:
Ich denke, alle Quellen haben so ihre Eigenheiten, auch und gerade die von Prokopios. Dem ich in seiner Beschreibung schlicht zu viel griechischen Hintergrund unterstelle.
Und diese Quellen lassen die verschiedensten Deutungen zu, ich selber habe gerade eine Abhandlung von 1826 gelesen, indem ein Herr Karl Bart Überlegungen zu Druiden und „teutschen Priestern“ angestellt hat. Sauber recherchiert wurde durchaus, die Quellen sorgfältig studiert. Die Schlüsse jedoch sind zum Teil abenteuerlich.
Ich denke, und das haben Sie auf Iherer Seite ja auch begonnen, ist, dass man die alten Schriftquellen immer in einen Kontext setzen muss. Dazu gehört aber nicht nur die Archäologie, sondern beispielsweise auch die Ethnologie. Sie kann vergleichend Bezüge herstellen und hilft damit mit, das Gesamtbild zu verdeutlichen.
Ich selber bin ein Freund der Thesen von u. a. Prof. Birkhahn, der bei den vorchristlichen Stammeskulturen im keltischen Kulturraum am ehesten eine zyklische Weltsicht feststellt.
(Auch wenn er es manchmal mit grauenhaften Übersetzungen versucht zu belegen)
Dies widerspräche allerdings jeglichen Paradies- oder sonstigen Vorstellungen, da dies erstens eine Wertung des Jenseitigen beinhalten würde, was aber offenbar unbekannt war, zweitens die gesamte Fundlage und drittens auch der ethnologische Befund. Manistische Gesellschaften beinhalten stets eine zyklische Weltsicht, auch wenn dies manchmal durch Mythen, die heute schwer im Kontext verständlich sind, scheinbar in Abrede gestellt wird.
Festzuhalten bleibt eigentlich die bis jetzt gültige Erkenntnis, dass Endlichkeitsvorstellungen nur unter einem Fremdeinfluss entstehen konnten. In Europa gab es da nur einen „Verdächtigen“, nämlich das Christentum in all seinen Facetten.
Zuerst zu Herrn Geza:
Ich würde eigentlich alle Religionen, die sich auf die Genesis berufen, als richtige Buchreligionen bezeichnen. Bibel und Koran stellen genau die selben Heiligtümer für die Anhänger dieser Religionen dar, auch in der Vehemenz, mit der Schmähungen verfolgt werden.
Ansonsten kann man sich auch auf den Begriff Stifterreligionen einigen. Wobei hervorzuheben ist, dass da die Grenzen sehr fließend sind und nicht unbedingt den Kern von Glaubensvorstellungen betreffen, sondern eher die Peripherie.
Etwas wunderlich empfinde ich Ihre Aussage, dass alle heidnischen Religionen ihren Ursprung in einer isländischen Mythensammlung haben. Wenn sie Richtungen meinen, die sich auf germanische oder in neuheidnischen Kreisen häufig vorkommend auf synkretistische Glaubensvorstellungen stützen, mögen sie Recht haben. Aber es gibt ja noch mehr Richtungen.
Ihre Wertungen über andere Religionen kommentiere ich jetzt nicht.
Was ihren Einwand bezüglich fehlender mythischer Überlieferungen des keltischen Kulturraumes betrifft – nun, es ist die Frage, was man erwartet. Zu aller erst sollte man sich dringend von der Vorstellung eines homogenen religiösen Zustandes bei den Kelten lösen (meiner Meinung nach auch bei den Germanen). Und nicht versuchen, einen kleinen Zeitraum herauszunehmen, und dies als die keltische Religion zu deklarieren.
Es gibt sicherlich, grob unterschieden einen vorchristlich-heidnischen Zeitraum und einen christlichen, nur kann man in beiden Zeiträumen deutliche Dynamiken feststellen.
Entscheidend ist hier, dass in der vorchristlichen Zeit manistische, polytheistische und zyklische Vorstellungen den Grundbestand aller keltischen Religionen bildeten. Mythen und Erzählungen können nur Momentaufnahmen eines bestimmten zeitlichen und/oder physischen Raumes sein.
Beachtet man jenes nicht, ergibt sich die gleiche Problematik wie in der Tradierung der christlichen, neutestamentarischen Mythologie. In der ebenfalls versucht wurde, einen Raumabschnitt zu extrahieren und natürlich damit Widersprüche produziert. Was nicht nur auf die verschiedenen Schreiber zurückzuführen ist.
Zu McClaudia:
Ich denke, alle Quellen haben so ihre Eigenheiten, auch und gerade die von Prokopios. Dem ich in seiner Beschreibung schlicht zu viel griechischen Hintergrund unterstelle.
Und diese Quellen lassen die verschiedensten Deutungen zu, ich selber habe gerade eine Abhandlung von 1826 gelesen, indem ein Herr Karl Bart Überlegungen zu Druiden und „teutschen Priestern“ angestellt hat. Sauber recherchiert wurde durchaus, die Quellen sorgfältig studiert. Die Schlüsse jedoch sind zum Teil abenteuerlich.
Ich denke, und das haben Sie auf Iherer Seite ja auch begonnen, ist, dass man die alten Schriftquellen immer in einen Kontext setzen muss. Dazu gehört aber nicht nur die Archäologie, sondern beispielsweise auch die Ethnologie. Sie kann vergleichend Bezüge herstellen und hilft damit mit, das Gesamtbild zu verdeutlichen.
Ich selber bin ein Freund der Thesen von u. a. Prof. Birkhahn, der bei den vorchristlichen Stammeskulturen im keltischen Kulturraum am ehesten eine zyklische Weltsicht feststellt.
(Auch wenn er es manchmal mit grauenhaften Übersetzungen versucht zu belegen)
Dies widerspräche allerdings jeglichen Paradies- oder sonstigen Vorstellungen, da dies erstens eine Wertung des Jenseitigen beinhalten würde, was aber offenbar unbekannt war, zweitens die gesamte Fundlage und drittens auch der ethnologische Befund. Manistische Gesellschaften beinhalten stets eine zyklische Weltsicht, auch wenn dies manchmal durch Mythen, die heute schwer im Kontext verständlich sind, scheinbar in Abrede gestellt wird.
Festzuhalten bleibt eigentlich die bis jetzt gültige Erkenntnis, dass Endlichkeitsvorstellungen nur unter einem Fremdeinfluss entstehen konnten. In Europa gab es da nur einen „Verdächtigen“, nämlich das Christentum in all seinen Facetten.