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Glaubensgebäude / Re: Religion und der Umgang mit Gewalt
« am: März 12, 2012, 21:35:22 »
Hallo McClaudia
immerhin sollte zählen, dass im Neuen Testament nichts steht, was den Frauen verbietet, Priesterin zu sein. Der Fehler liegt da definitiv bei der Institution Katholische Kirche, aber nicht im Neuen Testament und schon gar nicht in dem, was als Aussagen von Jesus überliefert ist. So viel Differenzierung darf denn schon noch sein.
ich hatte mal eine Moschee besucht, im Rahmen eines Schulprojekts. Der nette islamische Pfarrer oder Imam hat dann mich mit den Jungs in den Hauptraum gelassen, wo die Männer beten (nicht zur Gebetszeit) - die Galerie, die für die Frauen reserviert ist, durfte aber nur ich als Frau besuchen, die Männer der Gruppe mussten draussen warten. Der Schutz weiblicher Privatsphäre wurde da höher bewertet als der Schutz männlicher Privatsphäre.
eben - man muss genau hinschauen. dieselben Worte können ganz unterschiedliche Bedeutungen tragen, je nach Person, die sei verwendet, je nach Kontext.
Gerade bei Kritikern des Christentums habe ich schon des öftern leider nur brachiale Ablehnung beobachtet, so à la "alle Kinderschänder-Pfaffen an die Laternen!" - so simpel ist es aber nun doch nicht.
Die schönsten menschlichen Ideale haben es an sich, dass sie immer wieder zur Rechtfertigung der schlimmsten Verbrechen missbraucht werden. Offenbar geht das nicht anders, so traurig das auch ist. irgendwie ist die Welt auf diese Weise gestrickt.
Die Ideale aufzugeben, nur weil Idioten sie missbrauchen, kann ja auch keine Lösung sein. Oder die Definitionsmacht über so schöne und bedeutende Worte wie "Heimat" in die rechte Ecke zum alleinigen Gebrauch abzugeben, das kann's auch nicht sein.
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Es gibt zwei Aspekte.
Der eine bezieht sich auf die Grundsätze wie zB die Nächstenliebe und ob diese umgesetzt werden. Da kann zu Recht gesagt werden: einer, der seinen Nächsten nicht liebt, ist kein Christ im Sinne des Erfinders. Auch dann nicht, wenn er auf dem Papstthron sitzen sollte.
Der andere Aspekt bezieht sich auf Mitgliedschaften in Institutionen, und auf Regeln dieser Institutionen, mit einer Neigung zum Paragrafenschungel, wo zwar der Buchstabe des Gesetzes befolgt werden mag, aber der Geist des öftern abgehauen ist. Leute innerhalb von Institutionen, besonders jene hoch in der Hierarchie, müssen sich natürlich mit dem, was in ihrer Institution passiert, auseinandersetzen. Da unterscheidet sich eine Kirche nicht von einer Versicherung oder einem Fussballclub.
allerdings erlaube ich mir als freifliegende Christin auch zu sagen, wenn ein Verhalten nicht der Nächstenliebe entspricht und somit nicht christlich im übergeordneten, geistigen Sinne ist. Da fühle ich mich auch nicht verpflichtet, mich im selben Atemzug jedes Mal für die Kreuzzüge, die Inquisition, den Ablasshandel, die Zusammenarbeit mit den Nazis, die Ereignisse rund um Misshandlung von Kindern und das Bibelverbot fürs Volk zu entschuldigen.
als Person, die die Nächstenliebe sehr ernst nimmt, erlaube ich mir durchaus, andern diese abzusprechen, wenn ich gute Gründe dafür sehe. Massenmord ist einer davon.
grüsse, barbara
Zitat
ch muss nicht das Neue Testament von vorn bis hinten auswendig können oder das Kirchenrecht kennen, um es Scheiße zu finden, dass Frauen keine kath. Priesterinnen werden können.
immerhin sollte zählen, dass im Neuen Testament nichts steht, was den Frauen verbietet, Priesterin zu sein. Der Fehler liegt da definitiv bei der Institution Katholische Kirche, aber nicht im Neuen Testament und schon gar nicht in dem, was als Aussagen von Jesus überliefert ist. So viel Differenzierung darf denn schon noch sein.
Zitat
Ich muss nicht den Koran kennen, um es bedenklich zu finden, dass Frauen im trad. Islam nicht auch im schönen Hauptraum der Moschee beten dürfen sondern in eine Nebenkammer verbannt werden
ich hatte mal eine Moschee besucht, im Rahmen eines Schulprojekts. Der nette islamische Pfarrer oder Imam hat dann mich mit den Jungs in den Hauptraum gelassen, wo die Männer beten (nicht zur Gebetszeit) - die Galerie, die für die Frauen reserviert ist, durfte aber nur ich als Frau besuchen, die Männer der Gruppe mussten draussen warten. Der Schutz weiblicher Privatsphäre wurde da höher bewertet als der Schutz männlicher Privatsphäre.
Zitat
Aber man muss sich sehr wohl fragen, was die Kriegstreiber unter diesen zwei Werten verstehen,
eben - man muss genau hinschauen. dieselben Worte können ganz unterschiedliche Bedeutungen tragen, je nach Person, die sei verwendet, je nach Kontext.
Gerade bei Kritikern des Christentums habe ich schon des öftern leider nur brachiale Ablehnung beobachtet, so à la "alle Kinderschänder-Pfaffen an die Laternen!" - so simpel ist es aber nun doch nicht.
Zitat
Tatsächlich ist die Saat der Gewalt in den meisten Fällen in den Lehren selbst zu finden.
Die schönsten menschlichen Ideale haben es an sich, dass sie immer wieder zur Rechtfertigung der schlimmsten Verbrechen missbraucht werden. Offenbar geht das nicht anders, so traurig das auch ist. irgendwie ist die Welt auf diese Weise gestrickt.
Die Ideale aufzugeben, nur weil Idioten sie missbrauchen, kann ja auch keine Lösung sein. Oder die Definitionsmacht über so schöne und bedeutende Worte wie "Heimat" in die rechte Ecke zum alleinigen Gebrauch abzugeben, das kann's auch nicht sein.
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Zitat
„Diese Gewalt hat NICHTS mit der Religion zu tun. Der ist überhaupt kein ECHTER Xy-Religiöser.“ ist Blindheit für das Problem.
Es gibt zwei Aspekte.
Der eine bezieht sich auf die Grundsätze wie zB die Nächstenliebe und ob diese umgesetzt werden. Da kann zu Recht gesagt werden: einer, der seinen Nächsten nicht liebt, ist kein Christ im Sinne des Erfinders. Auch dann nicht, wenn er auf dem Papstthron sitzen sollte.
Der andere Aspekt bezieht sich auf Mitgliedschaften in Institutionen, und auf Regeln dieser Institutionen, mit einer Neigung zum Paragrafenschungel, wo zwar der Buchstabe des Gesetzes befolgt werden mag, aber der Geist des öftern abgehauen ist. Leute innerhalb von Institutionen, besonders jene hoch in der Hierarchie, müssen sich natürlich mit dem, was in ihrer Institution passiert, auseinandersetzen. Da unterscheidet sich eine Kirche nicht von einer Versicherung oder einem Fussballclub.
allerdings erlaube ich mir als freifliegende Christin auch zu sagen, wenn ein Verhalten nicht der Nächstenliebe entspricht und somit nicht christlich im übergeordneten, geistigen Sinne ist. Da fühle ich mich auch nicht verpflichtet, mich im selben Atemzug jedes Mal für die Kreuzzüge, die Inquisition, den Ablasshandel, die Zusammenarbeit mit den Nazis, die Ereignisse rund um Misshandlung von Kindern und das Bibelverbot fürs Volk zu entschuldigen.
Zitat
Denn wer bin ich, dass ich einem Massenmörder oder sonstjemanden Religion abspreche?
als Person, die die Nächstenliebe sehr ernst nimmt, erlaube ich mir durchaus, andern diese abzusprechen, wenn ich gute Gründe dafür sehe. Massenmord ist einer davon.
grüsse, barbara