Hallo Atunis,
Du hast mich gefragt, ob im Pythagoreismus Rituale durchgeführt werden, oder ob es vorwiegend ein philosophisches Konzept ist.
Es ist vor allem zuerst eine Religion, und zwar der griechische Götterhimmel in all seiner Vielfalt. Alle hellenischen Rituale sind daher angesagt. Es gibt zur altgriechischen Religion aber wenige Unterschiede: blutige Opfer z.B. werden abgelehnt, Zeus steht nicht im Mittelpunkt der Verehrung, sondern eine Vierheit von Gottheiten, zwei weibliche und zwei männliche (die Tetraktys). Auch wird nicht so sehr an das Sagenhafte der Mythen geglaubt (schon in der Antike wurde Homers Göttervorstellung verurteilt). Ein wichtiger heiliger Texte ist das altgriechische Pythagoras-Evangelium.
Es ist aber sicher auch eine Philosophie: Es wird die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt, nach der Verantwortung des einzelnen in der Welt, die Suche nach einem erfüllten glücklichen Leben ist zentral, und die Suche nach dem Einklang zwischen dem Kosmos, der Menschheit und dem Individuum - und vor allem nach dem Einklang mit sich selbst.
Zu Ritualen: Allein kann man nur wenige Rituale durchführen. Was ich regelmäßig mache, ist das Trankopfer, das rituelle Lesen von religösen Texten, beten, Weihrauch opfern, mich meditativ einstimmen auf die von Pythagoras gelehrte Harmonie. Und mich wohlfühlen in der Kraft, die davon ausgehen kann.
Übrigens, dein Papa Legba erinnert mich sehr an unsere Hekate, so wie sie in der Volksreligion verehrt wurde. Da war sie nämlich nicht die schaurige Göttin, sondern die Helferin der Menschen in Not: Auch ihr waren die Wegkreuzungen heilig, und auch sie wurde von Hunden begleitet. Man könnte sagen, Hekate ist die Gemahlin von Papa Legba :-)
Es grüßt dich
Eusebes