Neuigkeiten:

  • November 21, 2024, 11:55:49

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge

Autor Thema: Die Freiheit der Wissenschaft - Artikel von Raimund KARL  (Gelesen 11126 mal)

Mc Claudia

  • Feuerkreise
  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.258
  • Polytheistische Freidenkerin
    • Profil anzeigen
    • Cretima Celtica
Die Freiheit der Wissenschaft - Artikel von Raimund KARL
« am: Dezember 25, 2016, 17:43:46 »
Slania,

ich habe gerade im WurezelWerk einen Artikel von Ray entdeckt, der mir (wie vieles andere von ihm) saugut gefällt. Es geht um die Frage, inwieweit Nichtiwissenschafter/innen, also Dilettant/innen wie ich und die meisten von uns, sich mit wissenschaftlichen Themen (hier gehts um die Archäologie) beschäftigen dürfen, sollen, möchten:

http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Karl2.pdf

Ich persönlich bin zwar keine Metallsucherin oder Hobbyarchäologin, aber die Fragestellung an sich habe ich auf meine Religion übertragen, wo es ja lauter Hobbykeltolog/innen gibt - quasi:

http://www.celticcafe.at/index.php?topic=532.msg3423;topicseen#new

Nachtfalke

  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.092
    • Profil anzeigen
Re: Die Freiheit der Wissenschaft - Artikel von Raimund KARL
« Antwort #1 am: August 09, 2017, 15:04:12 »
Das ist eine spannende Fragestellung, mit der ich mich seit einiger Zeit (mitunter auch durch den Input von Ray) beschäftige. Das Ding hat inzwischen einen coolen, modernen Namen, nämlich "Citizen Science".

Es gibt verschiedene Aufassungen und Meinungen dazu...
Vorab, es gibt merklich zwei Strömungen im Citizen Science. Die eine ist eine "top-down"-Strömung, d.h. der Input geht von den Wissenschaftlern aus und die Citizens dürfen zum Daten sammeln herhalten. Für Menschen wie mich, die gerne selbst forschen und auch teilweise in der Forschung tätig sind, ist es dann schwer tieftätig biner in den Forschungsprozess einzugreifen oder daran teilzuhaben. Ich kenne aber in erster Linie nur naturwissenschaftliche Projekte, die sich des quantitativen Nutzens des Citizens bedienen.

Die andere Strömung (in Österreich seltener vorhanden) ist eine "bottom-up"-Strömung. Der Burgverein in dem ich tätig bin, arbeitet auf dieser Basis. In diesem Fall stellen wir die Wissenschaftler an und bezahlen sie auch für ihre Arbeit. Teilweise übernehmen wir diese auch, teilweise sind uns allerdings auch gesetzlich Grenzen gesetzt.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Wir können viel freier arbeiten und uns unsere Ziele nach eigenen Wünschen festlegen, eigene Forschungsfragen kreieren und sind relativ unabhängig. Eine Voraussetzung für eine solche Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern ist allerdings ein sehr hohes qualitatives Niveau um ernst genommen zu werden. Irrtümer treten trotzdem auf - allerdings lassen wir uns gern auch eines besseren belehren und nehmen Input gerne an.
Der Nachteil ist: Forschungsmaßnahmen müssen wir selbst durch Spenden und Subventionen finanzieren und das ist teilweise mühsam. Inzwischen haben wir auch die Erfahrung gemacht, dass es für Familien schwierig ist, bei uns mitzuarbeiten (5 Wochen Urlaub im Jahr - kaum jemand lässt eine oder zwei Wochen für eine Grabungsmaßnahme draufgehen). Dazu kommt auch, dass es ein recht aufwendiges "Hobby" ist und viel Freizeit für Recherchen, Meetings, Wartung der Website oder praktische Arbeit drauf geht. Es hat also wie alles Vor- und Nachteile. Und so eine Burg ist ja bekanntlich ein Lebensprojekt ;)
Gruß,
Nachtfalke

"Wenn du etwas riskierst, dann lebst du vielleicht nicht lange. Aber solange du lebst, ist dein Leben wirklich großartig. Ein Leben ohne Risiko ist sowieso nicht real." (Charles "Chongo" Tucker III)

Mc Claudia

  • Feuerkreise
  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.258
  • Polytheistische Freidenkerin
    • Profil anzeigen
    • Cretima Celtica
Re: Die Freiheit der Wissenschaft - Artikel von Raimund KARL
« Antwort #2 am: Januar 21, 2018, 17:32:52 »
Slane Nachtfalke,

sorry für meine späte Antwort. Zeitmangel ist irgendwie mein größtes Problem.  :D

Danke für Deinen Hinweis. Ich wünsche Dir für Eure Burgforschung auf jeden Fall viel Erfolg!

Was das bottum up und top-down betrifft, wäre ich für einen Mittelweg. Also - ähnlich wie Hermeneutik - gegenseitiger Respekt und Versuch des Verstehens.

Was moderne Religionen betrifft, die sich auf längst vergangene Kulturen samt leider verschollenen Quellen berufen (also auch meine), könnte man die Hermeneutik zwar nutzen (Interpretation von Fakten), aber mit Sicherheit kommen dadurch verschiedene Ergebnisse hervor. Und die einzige Möglichkeit, damit klar zu kommen, ist gegenseitiges Verständnis der verschiedenen Ideen. In dem Moment, wo ich ein Dogma entwerfe, setze ich voraus, dass ich Recht habe - oder ich gründe eine definitiv moderne Religion mit einem modernen Dogma, wobei dann die Fakten nur mehr eine untergeordnete Rolle spielen, denn wissenschaftliche Fakten können sich immer wieder ändern und erweitern ...  :icon_twisted:

Ich glaub, ich fühl mich grad auch da voll hermeneutisch.  :D