Autor: Christopher Alexander
Titel:
The timeless way of building (auf Deutsch meines Wissens nicht erhältlich)
ISBN: 0-19-502402-8
&
Autoren: Christopher Alexander, Sara Ishikawa, Murray Silverstein with Max Jacobson, Ingrid Fiksdahl-King, Shlomo Angel
Titel:
A Pattern Language (Titel der dt. Übersetzung: Eine Mustersprache)
ISBN: 0-19-501919-9
Es ist mir ein Anliegen, diese zwei Bücher vorzustellen, da sie zu den wenigen gehören, die mein Leben verändert haben - und es extrem bereichert haben.
Die Essenz des Themas und kürzestmögliche Zusammenfassung ist im Titel des ersten Buches enthalten: es geht um
die Kunst des zeitlosen Bauens. Um jene Prinzipien, die Menschen in allen Kulturen, zu allen Zeiten verwendet haben, um ihre Umgebung zu gestalten, sie zu einem Ort der Sicherheit und Behaglichkeit zu gestalten, so perfekt angepasst auf sich selbst, die eigene Familie, die eigene Gruppe, wie ein massgeschneiderter Handschuh.
Es geht um jene Baukunst, die macht, dass ein Ort lebendig wird - eine Qualität, die viele moderne Gebäude leider schmerzlich vermissen lassen.
Im ersten Band, *the timeless way of building" haben Alexander und sein Team die Prinzipien untersucht, die Grundsätze, die machen, dass diese Lebendigkeit zustande kommen kann. Und es wird erklärt, worin diese Lebendigkeit besteht.
im zweiten Band, "a pattern language" geht's von der Theorie in die Praxis - sie schlagen 253 Muster vor, mit deren Hilfe ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen alles bauen können, ohne einen Plan zeichnen zu müssen - von der grössten Skala Stadtplanung und regionale Planung bis hin zur kleinsten Skala, der Gestaltung eines Simses, eines Fensters, eines Möbels...
Es gibt noch einen dritten Band, "the Oregon Experiment", wo die Gruppe um Alexander dies Prinzipien selbst umgesetzt hat und ein Projekt beschreibt - dieses Buch habe ich allerdings nicht gelesen.
Anstelle einer klassischen Rezension liegt es mir am Herzen, das Buch selbst sprechen zu lassen. Die Originalzitate sind auf Englisch, die deutsche Übersetzung ist von mir - im Zweifelsfall beziehe man sich auf die englische Originalversion.
von Seite 7, TWB:
There is one timeless way of building. (...) It is a process through which the order of a building or a town grows out directly from the inner nature of the people, and the animals, and the plants, and matter which are in it. It is a process which allows the life inside a person, or a family, or a town, to flourish, openly, in freedom, so vividly that it gives birth, of its own accord, to the natural order which is needed to sustain life.Übersetzung:
Es gibt eine zeitlose Art des Bauens. (...) Es ist ein Prozess, durch den die Ordnung eines Gebäudes oder einer Stadt direkt aus der inneren Natur der Menschen, der Tiere, der Pflanzen und der Materie wächst, die an diesem Prozess beteiligt sind. Es ist ein Prozess, der dem Leben in einer Person oder einer Familie oder einer Stadt erlaubt zu blühen, mit Offenheit, in Freiheit, mit so viel Lebendigkeit dass er durch seine ihm eigenen Harmonien jene natürliche Ordnung hervorbringt, die benötigt wird, um Leben zu erhalten. Uploaded with
ImageShack.usEin Beispiel könnte diese Holzbrücke sein.
Sie ist alt - gegen das Ende des 18 Jahrhunderts wurden sie gebaut, ältere Versionen davon standen schon ab 1500 dort.
Die Brücke ist funktional, genau an die Situation angepasst, und mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht nach einem Plan gebaut - der Baumeister hatte wohl eher ein Holzmodell als Arbeitsgrundlage entworfen. Im Inneren lässt sich ein komplexes und verwirrendes Netz von Hölzern sehen:
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ImageShack.us... die mehr oder weniger symmetrisch sind - aber nie genau symmetrisch. Jeder Balken ist ein bisschen anders, überall gibt es leichte Schrägen, nie genau rechte Winkel... und lebendig wird die Brücke dadurch, dass sie nicht einem geometrischen Ideal entspricht, sondern weil sie ganz genau in ihre Situation passt, in das Tal, in dem sie steht, mit seinem Fluss und dessen Hochwassern, mit dem feuchten und oft regnerischen Wetter, dem Schnee, der Hitze im Sommer, die am Holz zieht... doch weil alle diese individuellen Kräfte, die an diesem besonderen Ort wirken, in Betracht gezogen wurden, hält die Brücke - und hält - und hält - und hält - durchaus mit einer gewissen Pflege, manchmal müssen wohl die Ziegel auf dem Dach ersetzt werden, hie und da ein Brett ersetzt werden - doch die Brücke bleibt.
Es ist schön, in ihrer Mitte zu stehen, aus dem Fenster hinaus in den Fluss zu schauen... die Sprüche auf den Querbalken zu entziffern versuchen, was gar nicht leicht ist, sie sind in einer super verschnörkelten Schrift geschrieben, auf den Linien von "Gott behüte uns und euch und die Brücke und alle andern auch" - das Gespinst und Gewebe der Balken betrachten und herauszufinden versuchen, welcher wo anfängt und wo aufhört...
Es ist kein Prunkwerk, keine Konstruktion mit besonderem Prestige, nichts zum Rennommieren - es ist ein Gebäude für einen alltäglichen Gebrauch, doch es ist ein Ort mit Seele.
Es ist diese Art des Bauens, die im besten Sinne menschlich ist.
grüsse, barbara