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If you build it, they will come....

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Nordana Rone:
http://www.patheos.com/blogs/sermonsfro ... will-come/

Wie sieht für Euch die Zukunft des österreichischen Heidentums aus? Äh, ..... also ich meine, wenn Ihr Euch was wünschen könnt?

Mc Claudia:
Hi Nordi,

also grundsätzlich wünsche ich mir die vollkommene Änderung des Religionsgründungsgesetzes. Ich hätte gerne ein Gesetz, das es so einfach wie in den USA macht, eine Religion zu gründen. Gleichzeitig wünsche ich mir vom Staat, dass die privilegierten Religionen ihre Privilegien verlieren und alle religiösen Vereine gleich behandelt werden - kurzum, ich wünsche mir einen säkularen Staat, wo alle in Vereinen gefassten Religionen dieselben Rechte und Pflichten haben.

Weiters wünsche ich mir, dass es möglich ist, mehrere Religionen, auch offiziell, zu haben. Da in meinem Modell auch die Feiertagsregelung eine säkulare wäre, wäre das auch hier kein Problem. In Japan sind fast alle zugleich Buddhisten und Shintoisten, in der Karibik alle katholisch und zugleich voduistisch usw. Dieses "Es kann nur eine geben" find ich eingrenzend.

Von den Menschen, die sich einer heidnischen, magischen Richtung zugehörig fühlen (oder mehreren), wünsche ich mir mehr Outing, Selbstreflexion und Vernetzung mit anderen. Die meisten gehören eh keinen Geheimbünden an, wo absolutes Stillschweigen geboten ist. Da wir in einem Rechtsstaat leben, und die wenigsten Berufe ein Problem darstellen dürften, gibts auch keine Ausrede von wegen "wenn ich sage, ich bin Heide, werd ich gekündigt". Das würd vielleicht grad noch im hintersten Hintertupfing oder bei der Caritas passieren - aber nicht sonst.

Mit Selbstreflexion im obigen Sinne meine ich, dass man sich Gedanken macht über den Weg, den man geht / gehen will und auch Begriffe dafür findet. Bei aller Liebe zur spirituellen schwammigen Wohlfühlsphäre - es ist v.a. für die Mitmenschen und Interessierte, wenn sie wissen, hier hab ich eher Keltisch interessierte, hier Kaosmagier, hier Hexen ... Mit einem "ich bin irgendwie naturspirituell" kann kaum wer was anfangen. Also, wenn man in der eigenen Anschauung nicht wahrgenommen werden will, ist es wurscht. Wenn man aber was anbieten will (und wenn es nur Wissensaustausch ist oder entsprechende Thementreffen), sind Spezifizierungen sinnvoll.

Weiters würd ich mir wünschen, wenn sich mehr Leute vereinsmäßig zusammenschlössen. Müssen nicht alle zu den Feuerkreisen kommen (auch wenn ich mir das wünschte *gggg*). Aber Einzelpersonen sind weniger schlagkräftig, wenn man als Gruppe was auf die Beine stellen will als Vereine - ein juristischer Background hat Vorteile. Kosten tun die wenigsten viel, die meisten können sich auch ärmere Menschen leisten. Ob man sich in einem Verein engagiert oder nicht, ist dabei eher egal (Engagierte und Mitläufer gibts überall). Aber es ist für einen Heidenverein und für die gesamte Szene besser, wenn man von 100en Heiden spricht als von ein paar Dutzend. Außerdem scheint man politisch auf, wird eine relevante Gruppe in punkto Religion / Weltanschauun, wenn auch eine kleine.

Das wärs vorläufig.

LieGrü

Mc Claudia

Nordana Rone:
Genial! Da gehe ich sehr d'accord!

Ja, eine staatliche Anerkennung wäre wirklich hilfreich. Seit ich Kinder habe, merke ich, dass es wichtig wäre. Es würde uns alles ein bißchen leichter machen. Glücklicherweise ist unsere christliche Umgebung sehr tolerant. Daher ist der Leidensdruck nicht dramatisch. Aber ich würde mich wohler fühlen, wenn ein paar heidnische Religionen anerkannt wären.

Ich wünsche mir eine heidnische stabile Umgebung, die unseren Kindern eine Alternative zum christlichen Programm bieten kann. Örtlich haben wir diesen Wunsch schon sehr nah an der Realität, da 2 Heidinnen in unser Dorf zogen und eine alteingesessene Dorfbewohnerin aktiv an uns interessiert ist. Auch sie macht bei unseren Jahreskreisfesten mit. Das ist wundervoll!

Geheimorganisationen sind ok, aber ich wünsche mir, dass in Relation das offene heidnische und magische Leben überwiegt. Dass wir uns als Selbstvertsändlichkeit fühlen.

Regelmäßige Events, die von mehreren HeidInnen getragen werden und somit Zukunftsbestand haben. Beltaine auf der Burg Krems ist ein super Beispiel.

Freundliche Vernetzung und gegenseitige Unterstützung bestehender Gruppen. Die Vielfalt macht uns stark und beständig!

@ Selbstdefinition: Dein Wunsch macht Sinn. Ich fang gleich an: Ich selbst denke und handle (auch noch ohne Ausbildung) sehr Druidennahe (wer sich da nicht auskennt, kann es auch als Wiccanahe verstehen) und bin Chaosmagierin. Ersteres sind bei mir große Themen, da ich aber nirgends initiiert bin, drücke ich mich vorsichtig aus. Ich lebe - so gut es geht -  naturfreundlich, übe das Kräuter- und Heilwissen, feiere 8 Jahreskreise und versuche, so gut es geht, mit den Menschen, egal welcher Religionszugehörigkeit, zu arbeiten. Respekt zu anderen Religionen ist für mich wichtig.

Liebe Grüße!

Nordi

Mc Claudia:
Hei Nordi,

nur am Rande: Wollen wir für das Outing nicht nen eigenn thread aufmachen oder bei der Vorstellung schreiben?

JamesVermont:
Aloha!

Zuerst: Ich bin überglücklich, dass dieses Thema wieder diskutiert wird!

Dann mal aus dem OBOD - Fred entnommen:


--- Zitat von: "Nordana Rone" ---Die Feuerkreise basieren auf einer engagierten bunten Gruppe von Heiden. Mit flexibler wohl durchdachter Struktur für Veränderungen.  Feuerschnur, PFI, Wurzelwerk, Hagazussa, WAVI Stammtisch, Open Pipe, etc. alle ergänzen einander. Die Strukturen sind da. Nun muss man das Uhrwerk nur mehr in Gang bringen.
--- Ende Zitat ---

Das Uhrwerk in Gang bringen?
@Nordi: Was meinst Du damit? Ich verstehe wohl das Bild nicht ganz.

Wie ich das Thema so sehe:
Meinen ersten Angst Effekt bezüglich meiner Religion (ich bezeichne mich als Neuheide als Sammelbegriff) hatte, ich als ich von der kath. Kirche ausgetreten bin. Mein Gedanke war: "Naja, jetzt stehe ich ohne Gemeinschaft (gemessen an all den Institutionen, die an der Kirche so dranhängen). Dann wurde ich gefragt, was ich denn tun würde, wenn ich sterbe? Ich garnix mehr, schon klar, *g*, aber wie soll man denn beerdigt werden?!

Den zweiten Effekt bezüglich meiner Religion hatte ich, wie die Nordi, mit meinen Kindern. Unsere Kindsweihen waren Rituale auf nem unscheinbaren, aber magischen Berg. Durch dass ich Hexentreffen veranstaltet habe, weiß mein Umfeld an was ich glaube und was ich tue und hatte von den Menschen, die sie in Viktring kennen gelernt haben auch keinen negativen Eindruck von der Szene. Aber was, wenn man das nicht hat?
Meine Große geht jetzt Kindergarten und knüpft erste Freundschaften. Nuja, ich bin Neuheide geworden, weil ich gemerkt habe, dass ich anders funktioniere als die Menschen rundherum. Mit meinen Kids holt mich das jetzt wieder ein. Will man, dass seine Kinder nur "normal" sozialisiert werden?
Wo oft hat es in der Vergangenheit den Fall gegeben, dass wichtige Plätze überbaut, oder wichtige Bäume gefällt wurden. Wieviele Leute wollen gern in einem Hof auf dem Land leben unter Gleichgesinnten. Oder wie oft würde man einen Platz für ein Jahreskreisfest, ein Konzert, oder für nen Workshop brauchen?

Wisst ihr, es geht ja nicht darum, dass wir alle Bussifreunde sind. Aber es geht darum, dass irgendwo ein Netz im Hintergrund ist. Man gibt den Löffel ab und weiß, da is irgend ne Orga, an die sich die Family wenden kann - auch wenn sie keinen Sinn dafür hatte, welcher Religion de Verstorbene angehörte.
Als Orga kann man andere Vereine Unterstützen, oder sich mit ihnen Zusammentun wenns um ein größeres Thema geht oder ein Projekt.

Ich weiß nicht, für die meisten Leute scheint Religion nur ein Konsumartikel zu sein. Aber wie sehr man vom "System" vereinnahmt wird, erkennt man erst wenn es um Leben und Tod geht oder, wenn man wirklich in einer schweren Kriese steckt, oder einen geliebten Menschen durch eine solche Begleitet.
Ich glaube, wenn man im Heidnischen Kontext schaut, weiß - egal aus welcher magischen Richtung man kommt - jeder, was ein Mensch brauchen könnte, wenn man durch eine schwere Zeit geht. Da gehts wirklich nur ums einander verstehen, ein bissler Magick und Empathie. Das kann im Bezug auf Behörden oder Institutionen schon verdammt hilfreich sein.

Denkt niemand über solche Dinge nach?
Weiß ned.

Was ich mir noch wünsche würde wäre, dass wieder eine starke "Szene" im halb-öffentlichen Raum gibt.
Dass Stammtische wichtig sind, obwohl oft gmotschkat wird, sie brächten einem als Individuum nicht weiter und seinen Zeitverschwendung, dürfte vielen Leuten klar sein: Hier docken eben Neulinge an die Szene an. Sich da als alter Hase hinzubequemen ist abseits vom Gesellschaftlichen ein wichtiger Beitrag für die Szene.

Und Events leben von allem, was sich im öffentliche und halb-öffentlichen Bereich abspielt. Wenns keine Szene-Zeitschriften oder Flyer gibt, die in Esoläden ausliegen, wie soll jemand von Events erfahren (und sagt jetzt ned Facebook, sonst platzt mir der Hals!). Wenn nicht ein Häuflein Irrer durch Österreich streifen und Flyer auslegen, wie soll jemand von den Feuerkreisen erfahren. Events -> Gruppen -> Vereine -> Szene -> Events

Und dann gehört jeden eine Ohrfeige verpasst, der zu faul ist, Google zu bedienen um Gleichgesinnte zu suchen (zu den 64 Heiden auf Facebook (soviel dazu!) in Wien die keiner kennt). Ich bin jetzt über 10 Jahre dabei und es gibt wirklich noch immer Leute, die glauben, sie seien allein mit ihrer Religion. AAAHHH!

Nun gut,
ich hab schon wieder zu laut gedacht.
Egal;
JamesVermont

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