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Autor Thema: 3 Interpretationen der Schöpfungsmythologie  (Gelesen 15164 mal)

Mc Claudia

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3 Interpretationen der Schöpfungsmythologie
« am: April 07, 2016, 14:07:27 »
Slania,

Der Indologe Oberlies erklärt in seinem Rigveda-Buch

http://www.verlagderweltreligionen.de/suche.cfm?suche=Der+Rigveda+und+seine+Religion&x=0&y=0

dass man die Weltenschöpfungsmythen an drei Interpretationsmodellen „aufteilen“ kann, die als Grund der Schöpfung fungieren:

Biomorphe Schöpfung
Soziomorphe Schöpfung
Technomorphe Schöpfung


Normalerweise kommt in einer Religion alles vor, einiges wichtiger, einiges weniger wichtig.

Technomorph
ist dann gegeben, wenn der Himmel, die Erde etc. von jemandem gebaut wird. Dafür braucht es eine oder mehrere Gottheiten, die das machen. Im Rigveda dürften die normalen Gottheiten (Devas) erst mit der Schöpfung gekommen sein. Den Asuras wird eher die vorher Existenz zugeschrieben, da sie die Erde und alles erbauten. Und die großen Monotheismen dürften ebenfalls ausschließlich technomorph erzählen – denn Gott/Allah hat die Erde ja selbst erschaffen.

Biomorph
ist gegeben, wenn alles oder einige Dinge gezeugt, geboren wurden, wenn sie aufkeimen, wachsen, altern, sterben oder aus einem goldenen Ei schlüpfen (wie es auch im Rigveda steht, wo ein Urahn aus dem goldenen Ei schlüpft). Auch viele neuheidnischen Schöpfungsideen ruhen auf dem biomorphen Prinzip, vor allem die Göttin gebiert das Universum oä. Stammeskulturen haben auch oft biomorphe Mythen mit einem göttlichen Urelternpaar, das die Menschheit gebiert etc.

Soziomorph
ist gemeint, wenn man die Natur, die Schöpfung, die natürlichen Erscheinungen etc. mit Gottheitenmythologien erklärt, die menschlichen Soziologien ähneln. So ist der Weltuntergang in der Edda die Schlacht von Ragnarök. Und das Feuer in der griechischen Mythologie wurde von Prometheus den Menschen gebracht, weil er sie liebt. Wenn man also die Gottheiten für Naturvorgänge, Gefühle, Ereignisse, Arbeiten etc. zuständig macht und die reale Welt durch verschiedene Göttergeschichten erklärt, wobei es darum geht, wie die Gottheiten miteinander umgehen.

Um kurz auf meine eigene Kelten-Tradition zu kommen, sind die Weltenschöpfungsmythen leider vergessen, durch die anderen Kulturen zerstört. Und auch kein inselkeltischer Mythos spricht darauf an. Für mich wäre es natürlich auch interessant, welche der drei Interpretationen am meisten benutzt wurde in der kelt. Mythologie.
Soziomorphes (z.B. die Entstehung verschiedener irischer Landschaften) und biomorphes (z.B. die verschiedenen Arten der Geburt von Helden) fallen mir bei anderen inselkelt. Mythen aber ein. Technomorphes fällt mir derweil für die Kelten gar nicht ein.

Welche Schöpfungsmythen habt Ihr bei Eurer Tradition?

subuta

Mc Claudia

Athunis

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Re: 3 Interpretationen der Schöpfungsmythologie
« Antwort #1 am: April 07, 2016, 19:17:02 »
...bei mir is mehr eine Mischung aus alldem. :gruebel:
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Mc Claudia

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Re: 3 Interpretationen der Schöpfungsmythologie
« Antwort #2 am: April 08, 2016, 10:53:54 »
Cool! Danke.

Das ist es meistens eh.

Als ich es las, hab ich wieder traurig an meine Tradition gedacht, wo die Schöfpungsstory nicht erhalten ist. -.... Warum haben die Druiden nix geschrieben .....  :crybaby:

Crysalgira

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Re: 3 Interpretationen der Schöpfungsmythologie
« Antwort #3 am: April 08, 2016, 15:17:41 »
Hi Claudia,

ich weiß nicht, ob du dich noch an unsere "Schöpfungsgeschichte" erinnerst, die Geschichte vom Sonnenjungen und von Mondmädchen und Bruder Wind (nachzulesen glaube ich irgendwo im Musenhain).
In welche der drei Gruppen würde man die einreihen müssen?
Techno sicher nicht  :D aber ob Bio oder Sozio bin ich mit mir uneins ...  :confused:

Meinungen bitte?!

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Re: 3 Interpretationen der Schöpfungsmythologie
« Antwort #4 am: April 09, 2016, 09:44:40 »
Hi Crysalgira,

ich weiß jetzt nicht genau, wie dieser Mythos geht. Aber wenn ich allgemein an Eure Mythen denke, so schätze ich mal eine gute Mischung aus biomorph und soziomorph - ist meistens m.E. eh so. Denn eine reine biomorphe Story dürfte keine Ereignisgeschichte von Gottheiten haben, was m.E. vielleicht eher selten ist.  :gruebel:

Oder nur ganz am Anfang vorkommt - wie in der Edda. Da ists erst heiß und kalt, dann kommt irgendwann Audhumla und dann ist da der Riese Ymir. Und kaum lebt er, wird er von den nachfolgenden Göttern geschlachtet. Da fängts biomorph an und geht schnell ins soziomorphe.  :D

Athunis

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Re: 3 Interpretationen der Schöpfungsmythologie
« Antwort #5 am: April 10, 2016, 17:01:30 »
Hallo

ich glaube schon, das es Technomorph ist, wenn Sonne und Mond die Schöpfung erschaffen haben....
http://blog.wurzelwerk.at/?tag=bruder-wind

die Frage ist nur, wer hat Sonne und Mond erschaffen? Interessenterweise erinnert mich das ganze auch sehr stark an gewisse afrikansiche Mythen über die Schöpfung, sogar an die Geschichte mit Sonne und Mond.

Is der Bruder Wind eine Gottheit oder ein Geist bei euch?

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Crysalgira

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Re: 3 Interpretationen der Schöpfungsmythologie
« Antwort #6 am: April 11, 2016, 11:07:50 »
Hi Athunis,

"Mutter Mond" und "Vater Sonne" sind nur Namen, welche Göttin und Gott bei uns tragen - diese Geschichte ist auch und vor allem für Kinder gedacht  :D, damit sie Bilder haben, an denen sie sich anhalten können.
Also, uns ist schon klar, dass Mond und Sonne nicht die Schöpfergottheit sind  ;), sie sind nur das fassbarste Bild der beiden Aspekte des All-Einen.
Und nein, Bruder Wind ist definitiv keine Gottheit - der täte sich schön bedanken!  :eek: Wenn du ihm eine Bezeichnung geben willst, dann ist er wohl ein Elemental, ein verbindendes Element, ein Mittler und ein bisschen auch ein Symbol für den unruhigen menschlichen Geist ...

Crysalgira
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Mc Claudia

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Re: 3 Interpretationen der Schöpfungsmythologie
« Antwort #7 am: April 17, 2016, 14:31:29 »
Slania,

hab in Celtoipedia geguckt, wo vieles excerpiert wurde an möglichen Schöpfungsstories der Kelten:

http://wiki.celtoi.org/Sch%C3%B6pfung

Habe mir sie angeguckt, und die drei Begriffe würde ich so sehen:

Also die möglichen keltischen Schöpfungsmythen sind zum Großteil soziomorph. Irland wird mehrheitlich durch Siedler verändert, die sich gegenseitig oft bekämpften. Und auch die Sternenschöpfung durch die getöteten Geliebten kommt durch den Hass des Königs und die Liebe der Ermordeten zustande.

Biomorph sind in den Mythen eher anderer Sagen, als die der Schöpfung. Da gibt es oft faszinierende Zeugungen und Geburten von Helden.
Cailleach und Anu als liegende Erdmütter könnte man dazunehmen, eine nicht bewiesene Ur-Ei-Schöpfung und die walisischen Himmel-Erde-Assoziationen, sowie der leider nicht bewiesene Keltenursprung aus Bretannos, Vater von Keltine, die mit Heracles den Urkelten Keltos zeugte. Weiteres auch Cäsars Aussage über DisPater, den Urvater der Gallier. Modron (kymr.) bzw. die Matronen (große Mütter) kann man als Urmütter sehen. Ist aber auch nur assoziativ, weils dafür keine Schöpfungsmythen gibt (oder nicht erhalten sind).

Und von allen hier genannten Schöpfungsmythenmöglichkeiten zeigen sich für mich drei als technomorph, nämlich Cailleach, als sie mit dem Hammer die Landschaft von Schottland schuf.
In der Sage „De Gabáil in t-Sída“ wird von Angus Og zum Papa Dagda gesagt, dass die ganze Welt aus Tag und Nacht erschaffen wurde.
Und die Aussage in „The Ancient Laws of Ireland“: "Die Druiden behaupteten Himmel, Erde, Meer (...) Sonne und Mond geschaffen zu haben." Vielleicht wurden ja Ur-Druiden angenommen, die für die Weltschöpfung zuständig waren bzw. göttliche Druiden, so ähnlich wie die vier, die in den nördlichen (himmlischen) Städten der Túatha Dé Danann herrschten (Beginn des Mythos: Cath Maige Tuired). …