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3 Interpretationen der Schöpfungsmythologie

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Mc Claudia:
Slania,

Der Indologe Oberlies erklärt in seinem Rigveda-Buch

http://www.verlagderweltreligionen.de/suche.cfm?suche=Der+Rigveda+und+seine+Religion&x=0&y=0

dass man die Weltenschöpfungsmythen an drei Interpretationsmodellen „aufteilen“ kann, die als Grund der Schöpfung fungieren:

Biomorphe Schöpfung
Soziomorphe Schöpfung
Technomorphe Schöpfung

Normalerweise kommt in einer Religion alles vor, einiges wichtiger, einiges weniger wichtig.

Technomorph
ist dann gegeben, wenn der Himmel, die Erde etc. von jemandem gebaut wird. Dafür braucht es eine oder mehrere Gottheiten, die das machen. Im Rigveda dürften die normalen Gottheiten (Devas) erst mit der Schöpfung gekommen sein. Den Asuras wird eher die vorher Existenz zugeschrieben, da sie die Erde und alles erbauten. Und die großen Monotheismen dürften ebenfalls ausschließlich technomorph erzählen – denn Gott/Allah hat die Erde ja selbst erschaffen.

Biomorph
ist gegeben, wenn alles oder einige Dinge gezeugt, geboren wurden, wenn sie aufkeimen, wachsen, altern, sterben oder aus einem goldenen Ei schlüpfen (wie es auch im Rigveda steht, wo ein Urahn aus dem goldenen Ei schlüpft). Auch viele neuheidnischen Schöpfungsideen ruhen auf dem biomorphen Prinzip, vor allem die Göttin gebiert das Universum oä. Stammeskulturen haben auch oft biomorphe Mythen mit einem göttlichen Urelternpaar, das die Menschheit gebiert etc.

Soziomorph
ist gemeint, wenn man die Natur, die Schöpfung, die natürlichen Erscheinungen etc. mit Gottheitenmythologien erklärt, die menschlichen Soziologien ähneln. So ist der Weltuntergang in der Edda die Schlacht von Ragnarök. Und das Feuer in der griechischen Mythologie wurde von Prometheus den Menschen gebracht, weil er sie liebt. Wenn man also die Gottheiten für Naturvorgänge, Gefühle, Ereignisse, Arbeiten etc. zuständig macht und die reale Welt durch verschiedene Göttergeschichten erklärt, wobei es darum geht, wie die Gottheiten miteinander umgehen.

Um kurz auf meine eigene Kelten-Tradition zu kommen, sind die Weltenschöpfungsmythen leider vergessen, durch die anderen Kulturen zerstört. Und auch kein inselkeltischer Mythos spricht darauf an. Für mich wäre es natürlich auch interessant, welche der drei Interpretationen am meisten benutzt wurde in der kelt. Mythologie.
Soziomorphes (z.B. die Entstehung verschiedener irischer Landschaften) und biomorphes (z.B. die verschiedenen Arten der Geburt von Helden) fallen mir bei anderen inselkelt. Mythen aber ein. Technomorphes fällt mir derweil für die Kelten gar nicht ein.

Welche Schöpfungsmythen habt Ihr bei Eurer Tradition?

subuta

Mc Claudia

Athunis:
...bei mir is mehr eine Mischung aus alldem. :gruebel:

Mc Claudia:
Cool! Danke.

Das ist es meistens eh.

Als ich es las, hab ich wieder traurig an meine Tradition gedacht, wo die Schöfpungsstory nicht erhalten ist. -.... Warum haben die Druiden nix geschrieben .....  :crybaby:

Crysalgira:
Hi Claudia,

ich weiß nicht, ob du dich noch an unsere "Schöpfungsgeschichte" erinnerst, die Geschichte vom Sonnenjungen und von Mondmädchen und Bruder Wind (nachzulesen glaube ich irgendwo im Musenhain).
In welche der drei Gruppen würde man die einreihen müssen?
Techno sicher nicht  :D aber ob Bio oder Sozio bin ich mit mir uneins ...  :confused:

Meinungen bitte?!

Crysalgira

Mc Claudia:
Hi Crysalgira,

ich weiß jetzt nicht genau, wie dieser Mythos geht. Aber wenn ich allgemein an Eure Mythen denke, so schätze ich mal eine gute Mischung aus biomorph und soziomorph - ist meistens m.E. eh so. Denn eine reine biomorphe Story dürfte keine Ereignisgeschichte von Gottheiten haben, was m.E. vielleicht eher selten ist.  :gruebel:

Oder nur ganz am Anfang vorkommt - wie in der Edda. Da ists erst heiß und kalt, dann kommt irgendwann Audhumla und dann ist da der Riese Ymir. Und kaum lebt er, wird er von den nachfolgenden Göttern geschlachtet. Da fängts biomorph an und geht schnell ins soziomorphe.  :D

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