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Autor Thema: Philosophisches Problem der Kommunikation  (Gelesen 5612 mal)

Iril

  • Gast
Philosophisches Problem der Kommunikation
« am: Dezember 14, 2018, 06:40:45 »
Sprache ist erlernt – in einem Kontext – interpretationsabhängig und die Interpretation ist wiederrum abhängig von dem wie der einzelne Mensch etwas (das er unter den bestimmten Sprachlichen Begriff subsumiert, bzw. wie er an sprachliche Begriffe herangeführt wurde, wann und wie sie ihm in seinem Leben begegnet sind) in seinem bisherigen Leben erfahren hat. Wir können also ein und denselben Begriff verwenden „Glauben“ aber jeweils was anderes darunter verstehen – er kann mit den unterschiedlichsten Emotionen verbunden sein und die unterschiedlichsten Assoziationen auslösen, die unterschiedlichsten inneren Bilder hervorrufen und die unterschiedlichsten symbolischen bzw. metaphorischen Verknüpfungen verursachen – die zu einem Gemisch aus unterschiedlichen Annahmen und schließlich zu Ablehnung oder Fürsprache führen. So führen Begriffe wie Magie gerne zu einem Augenverdreher bei Menschen, die sich mehr empirisch wissenschaftlich verstehen und bei Menschen, die sich mehr magisch verstehen führt gerne der Begriff Wissenschaft zu einem Augenverdreher .

Populismus und Populisten verwenden gerne die Kommunikation (das Interagieren miteinander) um Macht zu erlangen und auszuüben. Sie nutzen die Schwachstellen der Kommunikation aus – Sprachbilder, die nicht reflektiert (unbewusst) sind. Sie erforschen Sprachbilder, welche die Mehrheit als negativ vermittelt bekamen (wie Armut) und damit erzeugen sie genug Gefühl (zum Beispiel Angst und Hass) um Menschen zu lenken/ zu manipulieren. Sie werden in den damit verbundenen Emotionen angesprochen und mobilisiert etwas zu tun aufgrund eines Sprachbildes (Wortes). Begriffe gehören für sich selbst hinterfragt und definiert – anhand dieser Definitionen kann man dann versuchen seine inneren Vorstellungen einem anderen beizubringen und dessen innere Vorstellungen nachzuvollziehen – wobei es immer ein Nachvollzug innerhalb der eigenen Bilder ist und man kann sich einig werden (im Sinne von dasselbe Bild entwickeln) muss aber nicht. Und ob es geschehen ist und man wirklich dasselbe darunter versteht wird man wohl nie mit absoluter Sicherheit und Gewissheit wissen können.

Unterscheidung geschriebener Text und gesprochene Worte.  Geschriebene Texte nimmt man absoluter, bestimmender wahr. Das geschriebene Wort steht fest, wird vom gegenüber interpretiert (der aber keine weiteren Informationen wie Mimik, Lautstärke, Emotion, Persönlichkeit,  - berücksichtigen kann, weil diese Informationen nicht zur Verfügung stehen). Gesprochene Worte können eher hinterfragt werden, abgemildert werden. Innerhalb eines Gespräches stehen uns mehr Möglichkeiten zur Verfügung uns zu verständigen und unsere Kommunikation auf einander abzustimmen so dass wir auch wirklich verstehen können was der andere sagt und meint. Nichts desto trotz können wir aneinander vorbeireden oder uns missverstehen aber auch gegenseitig anregen und zum Weiterdenken bringen. Gesprochene Worte außerhalb eines Gespräches wie auf einem Hörbuch sind schon viel fixierter als innerhalb eines Gespräches, aber durch die zusätzliche Information der Tonlage, Sprechweise, etc. weniger fix als ein Text.

Wobei ein mit der Hand geschriebener Text auch wieder mehr Informationen beinhaltet als ein Computergeschriebener Text. Handschrift gibt mehr Information über den Verfasser weiter. Computer-Schrift ist wesentlich unpersönlicher, emotionsloser  und informationsbeschränkter. Das lässt mehr Raum für Eigeninterpretation und damit auch Missverständnisse. Ein gefühlvoller Mensch kann dadurch gefühllos wirken.

Eine absolute Gewissheit und absolute Wahrheit gibt es meiner Meinung nach nicht – demnach ist für mich alles einfach alles reiner Glaube. Philosophie ist dann eine denkerische Herangehensweise an Fragen, die ich glauben kann oder auch nicht. Die ich nachvollziehen kann oder auch nicht.

Man kommt irgendwann an die Grenzen der Sprache. Wo also die Möglichkeit endet etwas mit Sprache exakt auszudrücken. Es gibt Bereiche die sprachlich nicht oder nur wenig erschlossen werden können. Es gibt Begriffe, die sprachlich keine exakte Definition ermöglichen, weil sie über etwas handeln oder etwas versuchen zu beschreiben/ zu verwörtlichen, was eben mit Worten nicht gefasst werden kann (das Worte übersteigt, auch menschliches Denken übersteigt, welches sich in Worten und durch Worte ausdrückt). Irgendwann raucht einfach nur mehr der Kopf!

Etwas Endgültiges, Exaktes und genau Definiertes, das eins zu eins von jedem Menschen exakt so und nicht anders verstanden wird und werden kann gibt es meiner Meinung nach nicht. Oder vielleicht doch eventuell Zahlen. Mathematik hält man ja oft für eine universale Sprache. Nur wie man sich damit sinnvoll unterhalten soll, das weiß ich nicht aber ich bin auch keine Mathematikerin.

Es gibt das Schwammige innerhalb der Kommunikation zwischen Menschen, weil wir keine anderen Werkzeuge haben um uns über das was über uns hinausgeht zu unterhalten. In anderen Begriffen als sie uns verständlich sind, als unsere eigenen Bilder können wir gar nicht denken. Schwammig ist etwas weil wir es mit Sprache nur unzureichend beschreiben können.
Das Werkzeug Sprache und die Individualität der Kommunikation, die immer nur eine Brücke schlägt aber nicht eins zu eins erfahrbar macht ob und inwiefern ein anderer genau so fühlt/denkt/ist wie man selbst, ist eben dies nur ein Werkzeug. Es kann genau das wozu es geschaffen wurde aber nicht mehr.

Wie kann man bestimmte Phänomene, die auf dieser Individualität beruhen exakt fassen damit auch jeder ein und dasselbe darin verstehen kann? Reden wir nicht oft einfach aneinander vorbei. Fehlen uns nicht einfach manchmal die Worte. Jeder Mensch hat andere Möglichkeiten auch im Sinne von Fähigkeiten sich auszudrücken, nicht jeder ist in der Lage Worte für das zu finden was in ihm vorgeht.

Iril

  • Gast
Re: Philosophisches Problem der Kommunikation
« Antwort #1 am: Januar 02, 2019, 17:03:40 »
Zu der Thematik ist mir heute noch der Vergleich vom Turmbau zu Babel eingefallen, in dem Gleichnis führt der Hochmut der Menschen zur Erzürnung der Götter/des Gottes worauf er die Verständigung der Menschen untereinander erschwert.  :gruebel:

So als kleine Verschwörungstheorie für das Unverständnis und die Verständigungsschwierigkeiten unter Menschen ein auf dem Schlipps getretener Gott ist doch recht nett. :rofl:

Oder doch lieber die Deutung, das es zu gefährlich wird wenn Menschen sich zu Göttern erheben wollen oder ihre Sichtweise als absolut und unhinterfragbar für alle als gültig und unmissverständlich erklären. Wenn man also gar keine andere Möglichkeit der Interpretation zulässt.