ich meine nicht, dass Frauen und Männer im Tarot gleich zu bewerten sind und deswegen finde ich Mc Claudia's Hinweis sehr interessant; ferner ist das Geschlecht - für mich zumindest - absolut nicht irrelevant.
Man muss natürlich auch sehen, in welcher Zeit die ganzen "Gründerväter" der modernen Esotherik und neuheidnischen Religionen lebten... Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war das mit der Gleichberechtigung mit Ausnahmen von ein paar "Blaustrümpfen" noch so garnicht in den Köpfen drin weshalb man das heute den damaligen Gestaltern nicht zum Vorwurf machen sollte. Sie waren Kinder ihrer Zeit so wie wir Kinder unserer Zeit sind. Vielleicht wird in 100 Jahren das Fliegen und Autofahren geächtet, dann träfe uns der Bannstrahl aus der Zukunft.
Da gebe ich Dir vollkommen recht denn sie stellen Archetypen dar und sind (s.o.) mitnichten unter Gleichberechtigungs- oder Unterdrückungsgesichtspunkten dort aufgeführt. Was ich meinte ist, dass man magische Einweihungswege nicht unter feministischen Gesichtspunkten betrachten sollte. Da würde man Dinge zusammen bringen und vergleichen, die artfremd sind.
Keine Frage, aber was sind "Blaustrümpfe"?
Blaustrumpf war im 19. Jahrhundert eine abwertende Bezeichnung für bestimmte gebildete, aber als unweiblich geltende Frauen. Man zählte sie zu den ersten Angehörigen einer Frauenbewegung, analog zur „Emanze“ der 1970er Jahre.
Hm, ich bin nicht über diverse Einweihungswege informiert, aber vielleicht könnten sich hier entsprechende Vertreter dazu äußern?
Da ich auch immer ein bisserl auf Gendergerechtigkeit schau, hab ich immer ein Problem gehabt mit den Hofkarten.Bei der klassischen Konstellation hat man: Bub, Ritter, König und Königin. Die Symbolik ist da ähnlich wie in einer Zunft. Also der Bub ist das Kind, der Lernende, der Ritter der Geselle und König und Königin der Meister. Wobei ich mir nie wirklich im Klaren war, wo ich jetzt einen Unterschied machen soll in der Symbolik zwischen König und Königin. Außer einen geschlechtlichen, wenn die Karten auf reale Personen hinweisen?
Dann gibts einige Decks, die gegendert sind, wo es also: Prinz / Prinzessin gibt, wobei der Prinz die Symbolik des Ritters, die Prinzessin die des Buben übernimmt. Das ist für mich auch irgendwie unbefriedigend, denn nach obiger Symbolik wäre die Prinzessin dann immer das Kind, während der Prinz der Geselle ist.
Eine geniale geschlechtergerechte Idee fand ich im alten Cary-Yale-Visconti-Tarot:
In einem klassischen Deck würde das so aussehen:Bub – Lehrling, Kind, UnbeholfenerRitter – Geselle, Aktiv Handelnder, SuchenderKönig – Souverän, MeisterKönigin – Weise, Älteste, die über den Dingen steht, höchste InstanzIn einem Deck mit Prinz / Prinzessin, könnte man je nach Deck die von mir genannten Phasen nach Belieben für jede Farbe eigens aufteilen:Prinz / Prinzessin: LehrlingPrinz / Prinzessin: Geselle/inKönig / Königin: Meister/inKönig / Königin: Älteste/r
Von "gegendert" ist da, sorry Dich zu enttäuschen, keine Rede. Das hat giga-komplizierte kabbalistische Gründe die letztlich auf Mann-Frau Polarität hinauslaufen - insofern hast fast wieder recht Merke allerdings: die Prinzessin ist dabei das höchste und kommt (so Crowley) sogar vor der Königin. Eine Begründung für diese Sichtweise liefert der Laird of Boleskine leider nicht. Dass er Frauen viel lieber mochte als Männer kann man so ja auch nicht sagen .....
In Oberitalien, insbesondere Florenz und Mailand, hat da in der Tarocchi Tradition sehr früh (ca 1780 - 1810) großartige Bilder geschaffen. Es gibt da Darstellungen wo sich eine Frau nicht zwischen Mann und Frau entscheiden kann, oder ein Mann nicht zwischen seinem und dem andern Geschlecht wählen mag. Auch Darstellungen wo sich jemand eben NICHT entscheidet, sondern mit beiden weggeht - herrlich!
Du hast geschrieben, dass Du selber ein Deck zeichnen möchtest. Ich kann Dir das nur allerwärmesten empfehlen. Egal wie schön oder hässlich sie werden, Du lernst dadurch ganz anders hinschauen. Und darum gehts nach meinem bescheidnen Dafürhalten. Die Karten geben so irrsinnig viel und sind so was unglaublich schlaues, das wirklich fast alles erklärt wenn einem der Knopf im Hinschauen aufgeht - lass Dich nicht abbringen, nur weil Du kein historisch korrektes Bla-Tarot bekommst. Mit Keltentum haben die Karten bekanntlich NULL am Hut. Ergo: wozu kombinieren, wenns noch dazu mühsam ist ?
Btw: Im 14ten Bezirk steht das Piatnik Haus. Die machen angeblich nach Anmeldung Führungen in ihre Sammlungen. Das ist eine der tollsten Europas. Hat wer außer mir Interesse das mal anzuschauen ?
(...) Allerdings fände ich es aufgrund kreativer Ideen durchaus interessant, die Großen Arkana geschlechterumzuwandeln – auf Nummer 5 die Päpstin, auf Nummer 2 der Papst, Nummer 1 die Magierin, Nummer 3 der (Erd)König, Nummer 15 die Teufelin, Nummer 21 der Welt …..
Die Aussage, dass es mit dem Patriarchat des 18./19. Jhdts. zu tun hat, dass...
Was das Legen mit Tarot (oder anderem) betrifft, so habe ich schon längst aufgehört, irgendwelche Karten tatsächlich für reale Frauen oder Männer zu sehen aufgrund ihrer Darstellung.
Wobei ich mal frech annehme, dass außer im Crowley-Tarot bei anderen Decks, wo es Prinz-Prinzessin gibt (z.B. Barbara-Walker-Tarot, das mir von der Idee und dem Kunststil auch sehr gut gefällt) die Kabbalistik eher in den Hintergrund tritt??
Jo, finde ich auch. Aber das fing schon im 15. Jhdt. an. Die Kreativität bei der Kartengestaltung hat nicht erst im 20. Jhdt. begonnen, sondern schon in good old Italy!
Das Tarot hat m.E. universalisierbare Symbole.