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Autor Thema: der Gott  (Gelesen 63208 mal)

Mc Claudia

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Re: der Gott
« Antwort #45 am: September 06, 2011, 15:48:07 »
Noch ein polytheistischer Einwurf:

Ich verehre Götter und Göttinnen gleichermaßen, und abgesehen von meiner persönlichen Lieblingsgottheit, die eine Göttin ist (aus feministischen Gründen), ist es mir wurscht, wen ich für meine Probleme anrufe, solange es nicht DER Gott, DIE Göttin oder der Mono-Gott ist (das is alles nicht meins, viel zu überdrüber und zuwenig menschlich).

Weiters sind in meinem Glauben Gottheiten nur bedingt Vorbilder für Menschen, sie sind nicht perfekt, führen sich manchmal Scheiße auf, weshalb es keinesfalls immer gut ist, ihnen folgen zu wollen, oder sie in einer immerwährenden unio mystica im Leben zu integrieren.

Für mich sind Gottheiten spirituelle Wesenheiten, wie Menschen, nur halt Geister und etwas mächtiger. Ich glaube sogar, sie unterliegen einer kulturellen Evolution, weshalb sich auch Mythen immer etwas angleichen und ändern, und die Gottheiten sich auch an unser Leben anpassen, zumindest, wenn wir mit ihnen kommunizieren.

Mit der Verehrung von Pan hätte ich also keine Probleme, weil ich weder seine Vergewaltigungsphantasien übernehmen muss noch ihn als überdimensional sehe wie Dagaz & Co. (Für mich isser einfach ein Gott unter vielen Millionen anderen). Hätte ich eine Ziegenherde zu hüten, würde ich eine Ziege schlachten, würde ich Panflöte lernen wollen oder würde irgendwelche andere panischen Eigenschaften heraufbeschwören wollen, würde ich also Pan genau dafür anrufen. So ähnlich, wie ich auch einen Fachmenschen für einen bestimmten Job brauche. Wenn der Fachmensch sympathisch ist, umso besser. Aber in erster Linie muss er seinen Job gut machen. So ähnlich sehe ich es mit den Gottheiten. Wenn ich ein Gewitter will, rufe ich Taranis. Und dabei ist es mir in dem Moment wurscht, welche Mythen er hat (mal angenommen, sie wären so wie die von Zeus, wäre mir Taranis nicht sympathisch, aber fürs Gewitter brauch ich ihn eben, und ich hab auch Respekt vor ihm, wenn ich mich in einem Gewitter befinde.)

Also, kurz gesagt, ich rufe Gottheiten nach meinem Nutzen, nicht nach ihrem Geschlecht. Das Geschlecht tritt in den meisten Fällten in den Hintergrund, ist, was die göttlichen Jobs (Eigenschaften) betrifft, wie bei den Menschen, eher kultureller Zufall. (oder gibt es irgendeinen logischen Grund, warum der Himmel in Ägypten weiblich ist und bei den Griechen männlich? eben, ist immer eine Sache des kulturell-bedingten Standpunktes und mehr oder weniger guter Erklärungen.) Und wenns um Erotik geht, kommts auch drauf an, was man jetzt will, welche Gottheit welche Form der Erotik am besten verkörpert.

Meine polytheistische Conclusio ist einfach, dass, wenn man ALLE Götter, die je erfunden wurden, zusammennimmt, genauso eine menschliche Vollständigkeit mit 10000 Widersprüchen hätte, wie wenn man alle Göttinnen der Welt zusammennähme. Man hätte jeweils alles, nur einmal mit göttlichem Schwanz und einmal mit göttlicher Vagina. Je nachdem, was man lieber mag.... (Ach ja, die göttlichen Zwitter und Hermaphroditen nicht zu vergessen ...) *gggggggg* Die Frage nach (göttlicher) Männlichkeit und Weiblichkeit würde sich damit (wie übrigens auch bei uns Menschen) rein aufs „biologische“ spirituelle Geschlecht beschränken. :D

Mc Claudia
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »

Giles

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Re: der Gott
« Antwort #46 am: September 06, 2011, 16:41:49 »
Liebe Morgane,

ist Freyr/Freija nicht "paritätisch"?

Man muss sich auch mit einem Gott nicht identifizieren, zumindest liegt mir selber das ident-ifizieren mit Göttern weniger.
Mag man es gerne, dann finde ich schon dass auch für menschen mit fortgeschrittener jugend einiges parat liegt: Merlin, Odin, Wölund?

alles liebe  :)
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »
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morgane

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Re: der Gott
« Antwort #47 am: September 06, 2011, 17:54:30 »
Jaaa, Merlin, natürlich :doh: Den habe ich aber nie als gott gesehen, als identifikationsfigur ist er natürlich unübertroffen!

lg morgane
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »
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Crysalgira

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Re: der Gott
« Antwort #48 am: September 07, 2011, 11:05:06 »
Zitat von: "morgane"

Ich selbst habe immer einen starken bezug zum Gehörnten als Cernunnos oder Herne, zu Pan und zum Green man gehabt. Das problem ist aber, welche identifikation es für einen alternden mann geben kann, wenn diese, doch stark phallischen gestalten nur mehr erinnerungen sind. Wir frauen haben ja immerhin noch die Crone, wenn wir alt werden. Aber die armen männer? Deshalb müssen sie wohl zwanghaft immer noch einen auf jungen hüpfer machen, wenn ihnen schon die glieder schlottern. Welchen gott gibt es wirklich für alte männer? Saturn? Chronos? Hades? Wieso gibt es eigentlich nicht den Weisen Alten als gegenstück zur Weisen Alten?

lg morgane
Aber den gibt es doch! Den Alten, mein ich ... Und im Augenblick kommt er gerade immer stärker hervor ... Morgennebel wie ein weißer Bart, leicht grantiger Unterton im Sonnenlicht - wie, ich muss noch immer strahlen?! Ich bin doch schon müde ... :)
Und irgendwann in den nächsten Wochen, nach dem Äquinox kippt es und er wird zum Herrn der Stürme und zum Winterkönig - ob das was mit "weise" zu tun hat, muss jeder für sich selbst entscheiden. In unserer jugendverrückten Gesellschaft wird jemand, der sagt: Hey, Leute! Leiser treten, Zeit, ins Bett zu gehen, damit ihr im nächsten Frühling ausgechlafen seid, nicht unbedingt als weise angesehen - für mich ist er das, einfach, weil er weiß, wann es genug ist. ein Wissen, dass die meisten inzwischen verlernt haben ...

Crysalgira
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morgane

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Re: der Gott
« Antwort #49 am: September 07, 2011, 11:25:17 »
Winterkönig, ja, das ist schön :thumbsup:  Ich dachte immer an vordefinierte götter, aber na klar, selbst erschaffen ist auch erlaubt.....
lg morgane
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »
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dagaz

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Re: der Gott
« Antwort #50 am: September 07, 2011, 17:57:41 »
Zitat von: "AnufaEllhorn"
Dagaz  :weißnicht:  kann ich jetzt schlecht sagen weil ich keine Ahnung habe, welche Szene genau  :gruebel:  - weil ich hab´z. B. noch nie was in der Richtung von Dir gehört gehabt (sonst hätte ich schon länger mal mit Dir drüber diskutiert  :D )

vielleicht sind wir uns zu spät übern weg gelaufen. ich hab damals, als ich die ersten male zu den stammtischen im objektiv (hieß doch so, oder?) aufgetaucht bin, einen haufen grüne bücheln verteilt - das leben braucht keinen sinn - als autorenname stand "leon e. ronis" drauf. hast keins erwischt? schau mal zu hause nach... es gab damals auch mal einen kurzen thread auf pagan.at deswegen. das war anno 99 oder 2000 - eher 2000, denn 99 hatte ich noch keinen rechner.
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »
dæg byþ drihtnes sond - deore mannum
mære metodes leoht - myrgþ ond tohiht
eadgum ond earmum - eallum brice

Crysalgira

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Re: der Gott
« Antwort #51 am: September 07, 2011, 20:34:15 »
Zitat von: "morgane"
Winterkönig, ja, das ist schön :thumbsup:  Ich dachte immer an vordefinierte götter, aber na klar, selbst erschaffen ist auch erlaubt.....
lg morgane
Wenn dir das Bild gefällt, darfst du es natürlich gerne verwenden ... aber "erschaffen" hab ich IHN nicht  :D
Ich bin einfach mit einem Gott mit vier Aspekten aufgewachsen ...  wer auch immer den erfunden hat, ich war's nicht  :) ... dem Kind, dem jungen Mann, dem Vater, der an Samhain stirbt, und dem Winterkönig oder Herrn der Stürme, der als viertes Gesicht aus der Welt hinter den Schleiern herrscht (und als solcher mit Respekt zu behandeln ist und nicht ohne Not angerufen wird!!), bis er an Yule als Lichtkind wiedergeboren wird.

Und was ist schon "vordefiniert" ... selbst die Götter der Antike mit all den Bildwerken und Berichten, die wir von ihnen kennen, haben in Wahrheit so viele verschiedene Gesichter, so viele verschiedene Kulte gehabt, von denen wir vermutlich nur einen Bruchteil wirklich kennen - und das noch gefärbt durch die jahrhundertelange Rezeption in der europäischen Kunst bzw. das Verständnis der Renaissance ...

 ;)
Crysalgira
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Babsi

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Re: der Gott
« Antwort #52 am: September 12, 2011, 19:49:02 »
Die Identifikationsfigur des "alten" finde ich mit Odin schon mal gut, doch der ist auch eher ein Kriegsgott und muss/soll somit nicht nur, aber auch, über physische Kraft und Stärke verfügen.

Da finde ich Merlin oder Gandalf schon mal vieeeeel passender, nur die sind ja keine Eigenständigen Götter. (Was keinen daran hindern soll sie zu verehren  :D )
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »
Wenn zwei Falken auf einem Baum sitzen und ein Schwarm Wildenten fliegt vorbei, dann sagt auch nicht ein Falke zum andern:
"Schau, da fliegt die Mehrheit, das muss der richtige Weg sein, schließen wir uns an!"
Sie werden weiterhin als Falken dem Weg der Falken folgen.

Giles

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Re: der Gott
« Antwort #53 am: September 14, 2011, 10:32:12 »
Zitat von: "Babsi"
Die Identifikationsfigur des "alten" finde ich mit Odin schon mal gut, doch der ist auch eher ein Kriegsgott und muss/soll somit nicht nur, aber auch, über physische Kraft und Stärke verfügen.

jein. Als Wotan, meinetwegen transformiert als Woden kann ich dem zustimmen. Als Odin - eher nicht. Da würde ich eher Thor assoziieren.
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »
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Il_ona

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Re: der Gott
« Antwort #54 am: September 24, 2011, 00:17:44 »
Zitat von: "morgane"
Noch ein paar fragen:
  Obwohl, ein wenig Pan muss in einem echten mannsbild von schrot und korn doch stecken, sonst erweckt er in uns weibern keinerlei begehrlichkeiten.

Muss er? ;)
Spaßigerweise ist meine erste Assoziation mit "Göttin" und "Gott" immer das Geschwisterpaar Artemis und Apollon. Beide verkörpern diese Gegensätze: Sonne - Mond, männlich - weiblich, Stadt - Natur...
und dennoch sind sie bei weitem nicht so gegensätzlich und auch nicht so eindeutig. Apollon ist Gott der Ratio, des logischen, aber auch der Weissagungen. Er ist Mäßigung, kann aber grausam und strafend sein, ebenso wie seine Schwester, die für das Wilde, Ungebändigte steht.
Sie ist - ebenso wie er, wenn auch auf andere Weise - distanziert, weit entfernt und schwer erreichbar und doch die Helferin der Kindbetterinnen, jungen Frauen und Mädchen.
Irgendwie haben beide etwas von beidem und ergänzen sich doch... so sehe ich das mit dem Männlichen und Weiblichen überhaupt, nicht nur beim Göttlichen, sondern auch beim ganz Menschlichen. Es gibt das starre "Männlich" - "Weiblich" nicht, sondern es gibt Abstufungen, Vermischungen und eine Menge wenig eindeutiges. Artemis Charakter kann ja durchaus auch als hart und unnachgiebig, quasi "männlich" gelesen werden. Apollon hat genauso eine weiche Seite (man denke etwa an Narcissos)

Spannend find ich ja, dass Apollon, der ja schon irgendwie für das Abbild griechischer Schönheit schlechthin steht, ein Gott war, der in der Liebe keinerlei Glück hatte. Das gehört jetzt nicht zum Männlichen Prinzip, aber ich finde es immer interessant. ;)
Sprich: Sowohl er, wie seine Schwester blieben beziehungslos... sie mehr gewollt, er hatte offensichtlich irgendwie Pech in der Liebe... (kann man das über einen Gott sagen)
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Giles

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Re: der Gott
« Antwort #55 am: September 25, 2011, 13:45:04 »
schön gesprochen, Illona. da Du ja mit dem Gott mitfühlst nehme ich an, dass es ihn sogar freut, wenn Du das sagst. ich könnte mir auch vorstellen, dass die beiden miteinander zusammen waren. das könnte später "gesäubert" worden sein. die pharaonen hatten mit solchen beziehungen kein problem. das ergänz aber Dein bild nur ein bisschen auf eine weitere ebene.
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Il_ona

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Re: der Gott
« Antwort #56 am: September 25, 2011, 18:20:21 »
Zitat von: "Giles"
ich könnte mir auch vorstellen, dass die beiden miteinander zusammen waren. das könnte später "gesäubert" worden sein. die pharaonen hatten mit solchen beziehungen kein problem. das ergänz aber Dein bild nur ein bisschen auf eine weitere ebene.

Das habe ich mich auch schon oft gefragt, ob Artemis und Apollon anfangs ein Liebespaar waren.
Hera und Zeus z.B. waren ja auch Geschwister, also sollte es für die Griechen keine so abwegige Idee sein.
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Crysalgira

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Re: der Gott
« Antwort #57 am: September 26, 2011, 11:40:59 »
Zitat von: "Il_ona"
Das habe ich mich auch schon oft gefragt, ob Artemis und Apollon anfangs ein Liebespaar waren.
Hera und Zeus z.B. waren ja auch Geschwister, also sollte es für die Griechen keine so abwegige Idee sein.

für die Überlegung spricht, dass die angeblich "urgriechischen" Götter Artemis und Apollon beide keine Griechen waren, beide stammen aus vorgriechischen Kulturen und wurden "importiert" und auf bewährte Art zu Kindern des Zeus gemacht - aber das führt langsam wirklich weg vom Thema  :)
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Re: der Gott
« Antwort #58 am: September 26, 2011, 18:48:07 »
Ja, das trifft ja auf viele griechische götter und Vorstellungen zu... ein großes Problem für die strikten Rekons, wenn z.B. zwei Götter für das gleiche zuständig waren oder aber späterhin gleichgesetzt wurden... aber ja: Das hat jetzt nicht mehr viel mit dem eigentlichen Thema zu tun.
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Giles

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Re: der Gott
« Antwort #59 am: September 28, 2011, 14:10:26 »
ach, dann aendert sich das thema halt.

strikte rekons - ja,das trifft eine saite in mir. ich bin davon mehr und mehr abgekommen. wen kuemmerts, wie wer was genau vor 2000 jahren gemacht hat? wir verstuenden es wohl dennoch anders, auch wenn wir alles von damals wuessten.
daher halte ich mich eher an die grundsaetze, ansonsten meine ich ist ein persoenliches bild nuetzlicher als die beste rekonstruktion, wenn sie unpersoenlich bleibt.
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