Große Ideen von Erleuchtung, spiritueller Vervollkommnung, etc. sind dem trad. Polytheismus bzw. dem Volksreligiösen fremd. Es geht in erster Linie um das Frieden-Schaffen zwischen Gottheiten und Menschen, für das hier und jetzt, für das (Über)Leben. Die hohen spirituellen Ansprüche (Kloster, Asketen, spirituelle Gemeinschaften, …) waren m.E. immer ein Elite- oder Minderheitenprogramm.
Auch in polytheistischen Gesellschaften gab/gibt es Umweltzerstörung, Frauenunterdrückung, Kriege, Folter, Machtmissbrauch, sogar religiöse Repressionen, Zwang, Rassismus, Nationalismus, …Was aber aus polytheistischer Sicht nicht geht, ist die Ansicht, die eigenen Gottheiten seien die einzigen auf der Welt oder die einzig wahren. Kein/e Polytheist/in hatte je behauptet, dass es außer den eigenen Gottheiten keine andere gäbe.
Was mir am polytheistischen Glauben z.B. griechisch-römischer Prägung irgendwie zuwenig ist, ist die so starke Anthropomorphisierung der Götter (siehe in der Ilias, die zänkische Hera, aua, das tut beinahe weh ....)
Ein Jahwe, Allah oder christlicher Gott ist für sie kein Gott ...
Zum ersten Teil: Danke, dass es endlich mal einer sagt
Zum Zweiten: Ich hab allerdings schon öfter Ansichten gehört von polytheistischer Seite, die im Endeffekt aussagten, dass es zwar alle anderen Götter aus polytheistischen Religionen gibt, aber nicht die der monotheistischen Götter. Ein Jahwe, Allah oder christlicher Gott ist für sie kein Gott ...
Was mir da etwas zu kurz kommt, ist die Mystik - zugegeben, da ist auch die Überlieferung sehr dünn. Aber Glaube hat für mich etwas mit Mystik zu tun, mit Entwicklung, manches Mal mit Askese, mit Anstrengung, und sehr wenig mit Opfer, um etwas dafür zu bekommen. dieses Do ut des war mir immer schon suspekt, erinnert mich an Bazar und Kuhhandel ...
Hi,Aber - @Crysalgira – das alles ist wohl Geschmacksache. Ich weiß nicht, ob ich durch Götterglaube alleine wachse. Sie können mir dabei helfen. Aber für spirituelles Wachstum oder besser – für charakterliches Wachstum brauchts keine Gottheiten. Ich sehe sie da eher als Zusatz-Feature. Wer will, kann. Aber es geht im Prinzip auch ohne. Jede/r wie will und braucht. Oder anders ausgedrückt: Ich bin nicht deshalb Polytheistin, weil ich mir dadurch spirituelles Wachstum erwarte, sondern weil ich einfach an die Vielheit der Gottheiten GLAUBE, weil es mein Leben bunter macht, mich tröstet, mir Kraft gibt, mir etwas abgehen würde ohne sie. Das Gefühl des personifizierten Höheren, Edleren, Helfenden, und das im Plural, menschlich, aber trotzdem spirituell. Es ist seelische Nahrung für mich. Darum glaube ich. Ob ich durch spirituelle Praxis (Askese, Gebet, Ritual, Trance, Opfer, …. ) wachse, weiß ich nicht, ist jedenfalls nicht mein dezidiertes Ziel. Ich wüsste nämlich nicht, wie ich das Ziel definieren soll. An Erleuchtung glaub ich nicht, an Karma auch nicht, an Schicksal auch nicht. Ich könnte es höchstens epikureisch ausdrücken (auch wenn sich Epikurs Götterverständnis vom do-ut-des-Gottheitenbild radikal unterscheidet), dass mir die Gottheiten Stabilität, Kraft, Liebe, Zuversicht schenken, woran ich mich halten kann, und was mir und meinen Nächsten zu einem glücklicheren, gelungeneren Leben verhilft. Das wäre es weitgehend. Mehr verlange ich nicht.
Ist das nicht irgendwie logisch? Ich meine, die monotheistischen Göttern zeichnen sich doch gerade dadurch aus, das sie die EINZIGEN sind. Oder, ähm, DER einzige. Sobald ich an den christlichen Gott glaube, darf ich an keine andern mehr glauben, und werde monotheistisch, einfach, weil der Glauben an den christlichen Gott nun mal beinhaltet, das er der einzige ist.Sicher gibt es Leute, die das einfach ignorieren, aber, naja...
ZitatZum Zweiten: Ich hab allerdings schon öfter Ansichten gehört von polytheistischer Seite, die im Endeffekt aussagten, dass es zwar alle anderen Götter aus polytheistischen Religionen gibt, aber nicht die der monotheistischen Götter. Ein Jahwe, Allah oder christlicher Gott ist für sie kein Gott ... Ist das nicht irgendwie logisch? Ich meine, die monotheistischen Göttern zeichnen sich doch gerade dadurch aus, das sie die EINZIGEN sind. Oder, ähm, DER einzige. Sobald ich an den christlichen Gott glaube, darf ich an keine andern mehr glauben, und werde monotheistisch, einfach, weil der Glauben an den christlichen Gott nun mal beinhaltet, das er der einzige ist.
Ich glaube, du hast mich falsch verstanden...
Zitat von: "Il_ona"Ich glaube, du hast mich falsch verstanden...Scheint so, denn offensichtlich hast du etwas anderes gemeint, als du an der Stelle, die ich zitiert habe, geschrieben hast.