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Autor Thema: Edda-Kommentar  (Gelesen 11204 mal)

Geza

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Edda-Kommentar
« am: August 29, 2012, 12:27:51 »
Hallo,

dies soll keine Werbung sein, sondern eine Information. Aber eine Information ist automatisch auch immer ein wenig Werbung, das läßt sich nicht anders machen. Wer Werbung nicht will, der möge daher hier nicht weiterlesen. Tut er/sie es doch, dann bitte beschwert Euch nicht bei mir.
Vor kurzem ist der Band 2 meines Kommentares zu den Götterliedern der Edda im Kersken-Canbaz-Verlag erschienen. Band 1 behandelt die 5 Odinslieder einschließlich der Völuspa, dieser 2. Band nun behandelt die 5 Eddalieder, in denen Thorr im Mittelpunkt steht, die "Thorslieder". Ein 3. Band mit den restlichen Liedern ist textlich fertig und soll in diesem oder im  nächsten Jahr erscheinen.

Ich habe einige Bücher geschrieben, sie aber hier nicht vorgestellt. Bei diesem Buch ist es anders, denn es ist mir persönlich sehr wichtig und es kann der Asatru-Szene helfen, zu einer ähnlichen Bewertung der Hauptquelle des germ. Heidentums zu gelangen. Wenn man sich über die Quellen einig ist, dann relativieren sich inhaltliche Unterschiede.

Der Ansatz war der, die Eddaübersetzung von Karl Simrock zuersteinmal zu korrigieren. Die entsprechenden Götterlieder liegen nun hier also erstmalig in einer korrigierten und genauen Übersetzung vor, die eben nicht von einem Philologen stammt, sondern von einem Heiden, d. h. die heidnisches Denken berücksichtigt. Es gibt oft mehrere Möglichkeiten, eine Eddastelle zu übersetzen, der jeweilige Übersetzer hat die Wahl. Wenn er ein Heide ist bzw. sich vom religiösen Standpunkt an die Übersetzung macht, dann kommt manchmal etwas anderes heraus, als wenn er ein Skandinavist ist.
So gibt es z. B. den Vers in der Völuspá zur Menschenschöpfung:
>Lá gab Lodurr und "lito goda"<. Das übersetzen Wissenschaftler meist mit "Lebenswärme gab Lodurr und blühende (oder "gute") Farbe". "lit" kann tatsächlich "Farbe" bedeuten, und "goda" eben "gute". Aber "lit" kann auch "Aussehen, Antlitz, Gestalt" bedeuten und "goda" auch "göttlich". Statt "gute Farbe" kann man also auch "göttliche Gestalt" übersetzen und damit findet man in der Edda den uralten Mythos, daß die Götter den Menschen eine göttliche Gestalt gegeben haben - auch in der Bibel noch vorhanden. So habe ich diesen Vers also entsprechend übersetzt, aber in dem Kommentar natürlich auf die übliche Übersetzung hingewiesen, schließlich will ich keine Dogmen verkünden, sondern es den Lesern selbst überlassen, was sie für richtig bzw. glaubwürdig halten, und was nicht.

Zu jeder Eddastrophe steht ein Kommentar, der nicht nur die Eigennamen der Strophe übersetzt und erläutert, sondern auch das Gesamtverständnis, teils unter Anführung von Paralleltexten, weiteren Quellen bis hin zum Rigveda.

Ich behaupte einmal, daß mit diesem Buch die Edda erst richtig verstanden werden kann. Deswegen halte ich das Buch für sehr wichtig, es gibt der Edda den Stellenwert wieder, den z. B. in Indien die Veden dort haben.

Irgendwo im Netz gibt es auch Leseproben, bei Amazon oder auf der Verlagsseite.

Lichtgruß,
Geza von Nemenyi
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »

Nachtfalke

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Re: Edda-Kommentar
« Antwort #1 am: August 29, 2012, 12:35:31 »
Zitat von: "Geza"
Der Ansatz war der, die Eddaübersetzung von Karl Simrock zuersteinmal zu korrigieren. Die entsprechenden Götterlieder liegen nun hier also erstmalig in einer korrigierten und genauen Übersetzung vor, die eben nicht von einem Philologen stammt, sondern von einem Heiden, d. h. die heidnisches Denken berücksichtigt. Es gibt oft mehrere Möglichkeiten, eine Eddastelle zu übersetzen, der jeweilige Übersetzer hat die Wahl. Wenn er ein Heide ist bzw. sich vom religiösen Standpunkt an die Übersetzung macht, dann kommt manchmal etwas anderes heraus, als wenn er ein Skandinavist ist.

Dir ist bewusst, dass die Eddalieder in einer christlichen Zeit aufgeschrieben wurden? Und das sie somit unter Umständen nichts mehr mit dem alten "heidnischen" Glauben zu tun haben müssen?  8)
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »
Gruß,
Nachtfalke

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Mc Claudia

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Re: Edda-Kommentar
« Antwort #2 am: August 29, 2012, 14:46:18 »
Hi Geza,

hast Du einen link oder eine ISBN oder sowas?

Klingt jedenfalls interessant die Arbeit, die Du Dir gemacht hast.

Übersetzungen spiegeln natürlich immer den Wissensstand und den Standpunkt des Übersetzers wider. Das ist klar. Deshalb ist es m.E. auch vernünftig, wenn man einen alten Text genauer unter die Lupe nehmen will, sich mit verschiedenen Übersetzungen auseinanderzusetzen und natürlich auch eine hermeneutische Sichtweise zu pflegen. (Im besten Falle ist man der Originalsprache selber mächtig.)
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »

Geza

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Re: Edda-Kommentar
« Antwort #3 am: August 29, 2012, 18:50:05 »
Zitat von: "Nachtfalke"
Dir ist bewusst, dass die Eddalieder in einer christlichen Zeit aufgeschrieben wurden? Und das sie somit unter Umständen nichts mehr mit dem alten "heidnischen" Glauben zu tun haben müssen?
Meine Aussage ist ja gerade, daß sie eben nicht christlich beeinflußt ist. Und das belege ich an zahlreichen Stellen. Zum Beispiel kommen in der Völuspá ein "Skeggöld" (Beilalter) und Saxe (Kurzschwerter) vor. Die Skegg genannte Bartaxt war nur bis 800 in Gebrauch, Saxe kamen schon vorher aus der Mode.
Oder im Harbardsljod, da bietet Thorr an, für die Überfahrt mit seinem Speisevorrat zu bezahlen - das Bezahlen mit Naturalien war in der christlichen Zeit nicht mehr üblich. Aber es gibt viele andere derartige Hinweise.
Es geht mir ja gerade darum, diesen behaupteten christlichen Einfluß zu widerlegen, um die Edda wieder als Quelle akzeptabel zu machen.

Lichtgruß,
Geza
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »

Mc Claudia

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Re: Edda-Kommentar
« Antwort #4 am: August 30, 2012, 15:05:50 »
Dass in Mythen altes Gedankengut übernommen wird, heißt nicht, dass nicht auch neues hinzugekommen sein kann.
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »

Geza

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Re: Edda-Kommentar
« Antwort #5 am: August 30, 2012, 19:10:50 »
Stimmt, aber man muß ja auch nach dem Sinn fragen:  Warum sollte irgendein Christ solche Mythen "beeinflussen" in so diskreter Weise, daß selbst heutige Menschen darüber nicht einig sind? Sinn hätte es gemacht, überall "Krist" als Sieger hinzustellen und die Götter negativ darzustellen. Alles andere hat eben kein Sinn, vor allem ist nicht logisch, daß ein Dichter sich hinsetzt und mit Absicht alte Waffen, alte Zahlungsmethoden ersinnt um seinem neuen Text antikes Aussehen zu verleihen.
Bleibt also nur, daß der Text wirklich alt ist. Dann müßten sich einzelne neue Elemente wie Leuchtturmspitzen herausheben - so etwas aber gibt es nicht.
Vielmehr gibt es ein eindeutig christlich beeinflußtes Lied in einer anderen Handschrift, "Solarljod", in dem die christlichen Stellen völlig unzweifelhaft und deutlich erscheinen. Warum ist das in den Eddaliedern nicht auch der Fall?
Man war bei den Eddaliedern sogar so genau, daß man einzelne Schreibabweichungen des gleichen Wortes in unterschiedlichen Liedern beibehielt, auch als man diese Lieder in eine Sammlung abschrieb, z. B. das Wort "Ragnarök" und "Ragnarökr" - es wäre nun wirklich ganz leicht gewesen, die eine Schreibweise überall zu verwenden um den Text einheitlich zu bekommen. Das tat man offenbar bewußt nicht. Das zeigt, mit wieviel Respekt man den Text behandelte - ähnlich, wie etwa ein heutiger Hindu bestimmt nicht wagen würde, in einer Veda irgendeinen Buchstaben zu verändern.

Lichtgruß,
Geza
« Letzte Änderung: Januar 01, 1970, 01:00:00 von Guest »