Hi,
hier das neue Buch von Jan Fries:
http://www.amazon.de/Kessel-G%C3%B6t.../dp/3939459283Der "Kessel der Götter" ist das erste Kelten-Buch im neuheidnisch-okkultem Bereich, das ich tatsächlich vom Herzen empfehlen kann.
Jan Fries macht das, was ich im Eso- und Neuheidenbereich oft vermisse: Er trennt zwischen Wissenschaft/Forschung/Fakten einerseits und seinem Zugang, seinem Glauben andererseits. Das ist äußerst lobenswert, und ich hoffe, dass sich zukünftige Autor/innen in dieser Sparte da was abschneiden.
Weiters hat er für einen Laien (ich meine in Bezug auf Keltologie) äußerst gut recherchiert. Er schreibt, was die Kelten betrifft, keinen Blödsinn, nicht das ewig gleiche Baum-Feen-Druiden-Umarm-Gesülze, sondern hat sich die für ihn wichtigen Fakten und Quellen angeguckt und basierend darauf sehr kreative magisch-religiöse Ideen fürs Hier und Heute entwickelt. So solls sein. Das nenn ich authentisch.
Im Gegensatz zu vielen neodruidischen und eso-keltischen Werken hat er ausnehmend viele Quellen herangezogen, viele, die sonst kaum in besagten anderen Werken auch nur andeutungsweise zu finden sind. So behandelt er ausführlich archäologisches Fundgut und auch ein paar festlandkeltische Inschriften - beides für gewöhnlich ein Stiefkind in der Kelten-Druiden-Eso-Literatur. Er vermeidet jegliche Absolutsetzung seiner Meinung sondern regt die/den Leser/in an, sich über Ungewissheiten selbst Gedanken zu machen - eine Methode, die auch in der Keltologie und Archäologie recht neu ist - nämlich bei erkenntnismäßigen Unklarheiten mehrere Lösungen und Möglichkeiten zuzulassen.
Das 500 Seiten-starke Werk ist bietet magische Praxistipps über Dinge, die bis dato nur in (populär)wissenschaftlichen Werken anzutreffen waren, wie Meditationen über hallstattzeitliche Grabhügel oder La Tène-zeitliche Nemeta.
Weiters gibts in diesem Werk auch eine ganze Menge deutscher Übersetzungen vieler mittelalterlicher kymrischer Gedichte, allen voran die Taliesin-Werke.
Ein ausführliches Register hilft beim Auffinden des Gesuchten.
Jan Fries, der ja so eine Art Freistil-Trancetechniker ist, sieht in den Barden und ihrer Kunst die ekstatische Inspiration. Das Awen (kymr. für Inspiration) ist zwar nix neues und wurde auch vom Geschichtsklitterer Iolo Morganwg ausführlich beschrieben, aber das ganze auf eine Ebene der Ekstase, mystischen Raserei zu bringen, ist mir neu und eröffnet auch mir ein ganz neues, interessantes Bild vom Bardentum. (Troubadix lässt grüßen....)
Ich kann den Kessel der Götter nur allen empfehlen, die sich - in welcher Weise auch immer - für die Kelten und ihre Religion, Spiritualität und Magie interessieren. Für Keltolog/innen mag sicher nix neues drinnenstehen, und über Einzelheiten (z.B. Übersetzungen) könnten sie geteilter Meinung sein, aber die Ideen zur Magie-Ausübung und zu Trancetechniken könnten sicher auch hierin interessierte Keltolog/innen ansprechen.
Für keltische Lai/innen sind sicher auch die vielen angeführten Fakten interessant, die Fries da zusammengetragen hat. Zwar hat er kein wissenschaftliches Werk herausgegeben (Fußnoten fehlen völlig), aber im Literaturverzeichnis findet man viele keltologische Werke, aus denen er offenbar geschöpft hat.
Fries' Herangehensweise an die Quellen ist für mich jedenfalls eine Inspiration, und sein Schreibstil ist wie immer sehr anregend.
Einige kleine Dinge gibt's aber zu bemängeln:
Da wären einmal die für ein Buch viel zu vielen Schlamigkeitsfehler, v.a. in Bezug auf Jahreszahlen aber auch einiges andere. Ob die auch im englischen Original drinstehen, weiß ich nicht. Ein gründlicheres Lektorat wäre hilfreich gewesen. Aus diesem Grund kann ich Fries' Buch also nur dann 100%ig empfehlen, wenn man schon ein bisserl historisches Vorwissen über die Kelten hat, damit man nicht verwirrt wird.
Der Begriff "kelto-germanisch" wird m.E. auch zu oft verwendet, auch dort, wo er nicht angebracht ist. Kelten haben mit Germanen so viel oder wenig zu tun wie mit Römern oder Griechen.
Und leider ist Fries auch auf das Coelbren hereingefallen, das er als spätmittelalterliches Bardenalphabet beschreibt, das aber mit an ziemlicher Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Iolo Morganwg im Zuge seiner walisischen Barden-Revitalisierung erfunden wurde.
Wegen dieser Mängel bekommt das Buch also nicht 10 sondern nur 9 von 10 Punkten.
liebe Grüße
Mc Claudia