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Autor Thema: Glauben  (Gelesen 76877 mal)

Ink Ognito

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Re: Glauben
« Antwort #45 am: Januar 14, 2011, 14:24:37 »
Zitat von: "Mc Claudia"

Glaube halt weiterhin daran, dass der Buddhismus eine Philosophie ist. Für mich is er eine Religion.



Das "glaube" ich nicht, sondern ich weiß es. Du hingegen glaubst Buddhismus als "Religion" bezeichnen zu können, weil es offenbar einige inhaltliche und formelle Problemchen hinsichtlich deiner Begrifflichkeiten und Kategoriebildungen gibt und du dich auf deine Zuordnung Buddhismus = Religion festgefahren hast  ;)
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Mc Claudia

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Re: Glauben
« Antwort #46 am: Januar 14, 2011, 14:42:17 »
Na klar. Es lebe die Apologetik.  :goofy:

Tschüss dann.
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Ink Ognito

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Re: Glauben
« Antwort #47 am: Januar 14, 2011, 14:52:35 »
Zitat von: "Mc Claudia"
Na klar. Es lebe die Apologetik.  :goofy:

Tschüss dann.

Och McClaudia, es wird doch wirklich albern. Du projizierst.



Oder noch anders ausgedrückt: Ich weiß nicht recht, was du dir unter "Philosophie" vorstellst, es hat aber nur begrenzt mit dem zu tun, was ich als akademisch betriebene Philosophie kennengelernt habe.

Also ich verstehe unter Philosophie im wesentlichen das hier:

"In der Philosophie (altgr. φιλοσοφία, lat. philosóphia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“) wird versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu deuten und zu verstehen.

Von anderen Wissenschaften unterscheidet sie sich dadurch, dass sie sich nicht auf ein spezielles Gebiet oder eine bestimmte Methodologie begrenzt, sondern durch die Art ihrer Fragestellungen und ihre besondere Herangehensweise an ihre vielfältigen Gegenstandsbereiche charakterisiert ist.

[...]

Kerngebiete der Philosophie sind die Logik (als die Wissenschaft des folgerichtigen Denkens), die Ethik (als die Wissenschaft des rechten Handelns) und die Metaphysik (als die Wissenschaft der ersten Gründe des Seins und der Wirklichkeit). Weitere Grunddisziplinen sind die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, die sich mit den Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns im Allgemeinen bzw. speziell mit den Erkenntnisweisen der unterschiedlichen Einzelwissenschaften beschäftigen."

"Religion" würde ich persönlich vorwiegend mit Weltdeutungen mythologischer Natur und in Zusammenhang damit praktizierten Formen emotionaler Hingabe und Formen der Pflichterfüllung/Kultausübung (um "über- oder nichtmenschliche" Wesen der Mythologie zufrieden zu stellen u.ä.) in Verbindung bringen. Wenn man diesen Begriff lediglich mit dem Begriff "Glauben' verbindet, dann gelangt man in das Dilemma, dass im Grunde nahezu alles "Religion" ist, womit sich dieser Begriff dann aber ziemlich erübrigt hat  :D
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Ink Ognito

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Re: Glauben
« Antwort #48 am: Januar 14, 2011, 15:42:20 »
So, jetzt habe ich nochmal etwas mehr Zeit.

Also, McClaudia, jetzt also nochmal 1.zu deiner Behauptung, du würdest dich auf das Prinzip der Falsifikation stützen, und 2. zu deinem Vorwurf der Apologetik.

1. Offenbar wendest du das Falsifikationsprinzip recht willkürlich dort an, wo es dir passt, während du es z.B. an deinen Begrifflichkeiten und Prämissen offenbar nicht zur Anwendung bringst und statt dessen auf fehlerhaften Aussagen beharrst. 2. Hinweise darauf, dass deine Behauptungen fehlerhaft oder doch zumindest fragwürdig sind, lässt du nicht gelten, sondern kehrst einfach zur fehlerhaften Behauptung zurück, statt z.B. einfach mal die Frage zu stellen, warum denn nun eigentlich deine Aussage als fehlerhaft betrachtet werden kann oder die Möglichkeit einzugestehen, dass diese Möglichkeit bestehen könnte. Das ist Apologetik, weil du eben einfach immer nur deine Glaubenssätze wiederholst, nein?

Als Beispiel brachtest du u.a. den Begriff "Skandha" ins Spiel. Deiner Ansicht nach handelt es sich dabei um eine religiöse Kategorie, die man "glauben" müsse. Ich habe mehrfach (auch in der Vergangenheit) darauf hingewiesen, dass es sich in diesem Fall um eine Fehlinterpretation eines philosophischen Konzeptes handelt, das Teil einer Bewußtseinslehre ist, was du allerdings kontinuierlich ignorierst, weil du offenbar beschlossen hast, buddhistische Philosophie als "Religion" sehen zu müssen. Diese Vorgehensweise hat allerdings mit Wissenschaftlichkeit nichts zu tun, sondern mit Ideologie und Apologetik.

Kurz zur Erklärung des Begriffes "Skandha": Das bedeutet wörtlich "Bündel" und es handelt sich um insgesamt fünf beobachtbare Kategorien der Wahrnehmung und des Bewusstseins. So ist etwa Rupa-Skandha das Prinzip der Form. Form ist jedoch keine ominöse religiöse Größe, sondern ein grundlegendes Ordnungsprinzip des Bewußtseins. Ähnlich verhält es sich mit den weiteren Skandhas, nämlich Empfindung, unterscheidendes Gewahrsein (Also die - dringend notwendige - Fähigkeit, Phänomene unterscheiden zu können), kreatives/bewegtes/denkendes Bewußtsein und grundlegendes Bewußtsein. Es handelt sich um Kategorien, die der Analyse des Bewußtseins und der Wirklichkeit dienen. Diese Kategorien haben keinen absoluten Charakter, sondern sind eines von mehreren (andere sind z.B. die 12 Ayatanas und 18 Dhatus)  möglichen Analysemitteln der buddhistischen Philosophie und Psychologie. Was sie nicht sind und niemals waren, das sind Konstrukte, die religiös-mythischen Deutungsmustern zuzuordnen wären. Und es ist zutiefst lächerlich, diese Kategorien zu einer religiösen Glaubensfrage zu erklären.  

Es wäre sicherlich richtig, den Buddhismus als praktische Metaphysik (die Metaphysik ist eine der Grunddisziplinen der Philosophie) zu bezeichnen, die Zuordnung zu den Religionen jedoch entspringt einer missionarischen Perspektive und ist innerhalb der Religionswissenschaften schon lange ein Problem, dass hervorgegangen ist aus einer zutiefst euro- und christozentrischen Perspektive.

Zum Begriff "Metaphysik": http://de.wikipedia.org/wiki/Metaphysik
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Re: Glauben
« Antwort #49 am: Januar 15, 2011, 12:52:56 »
Hi Ink Ognito,

OK, gebongt. Die Bewusstseinsebenen sind philosophische Beschreibungen. Dann hat aber auch natürlich jede Religion ein Stückchen Philosophie in sich, die eine mehr, die andere weniger.

Nichtsdestotrotz hat der Buddhismus genügend religiöse Elemente, um ihn m.E. mit Fug und Recht als Religion bezeichnen zu können, auch wenn die Grundannahmen Gautamas erstmal philosophische Erkenntnisse waren.

Der Buddhismus, wie er sich seit Buddhas Zeiten entwickelte hat alle Merkmale, die andere Relis auch haben. Es gibt einen Klerus (Mönche), es gibt Glaubenssätze, es gibt die Verbandelung mit der Poliktik, es gibt Missionierungen, es gibt Religionskriege (wenn auch wesentlich weniger als in der christlichen und islamischen Geschichte), es gibt Vorstellungen, die tatsächlich geglaubt werden müssen (die ganze Sache mit der Hölle, den Gottheiten, der Wiedergeburt, dem Karma in der Wiedergeburt usw. usf.) Es gibt Mythen (z.B. der um Buddhas Geburt durch Maya)

Was den Buddhismus vor anderen Religionen auszeichnet war sicher sein philosophischer Ansatz, die Idee des Nicht-ich, die götterlöse Selbsterlösung aus dem Samsara.

Aber alles andere?

Nenn mich christo- oder eurozentristisch. Aber im Buddhismus (ich rede nicht von der reinen Lehre im Pali-Kanon sondern um das Gesamtbündel, wo auch Staat, Volk, Bräuche, Glaubensvorstellungen mitgemeint sind, die im Buddhismus aufgegangen sind) findet man alles, was andere Relis genauso haben. Man kann natürlich sagen, dass das alles, das ganze kultische Brimborium, die angstmachenden Glaubensvorstellungen (von der Hölle, miesen Wiedergeburten), die dem normalen Volk zugemutet werden, um sie brav zu halten, nichts mit Buddhismus zu tun haben oder falsche Vorstellungen sind, etc. Wenn man das aber behauptet, dann muss man den Buddhismus auf die Praktizierenden herunterbrechen, die tatsächlich aus eigenem Willen sich dem Praktikum widmen und das normale Volk in den buddhistischen Ländern ausblenden, den Staat in buddhistischen Staaten ausblenden, die Bräuche ausblenden.

Religion ist aber nur als Gesamtpaket zu haben. Und wenn man nur die Lehre will, muss man sich trotzdem mit der Auswirkung in der sozialen und politischen Welt auseinandersetzen, sonst wird’s m.E. unehrlich. Christentum ist nicht nur das neue Testament und Jesus, Buddhismus ist nicht nur der Pali Kanon, Islam ist nicht nur der Koran, Heidentum ist nicht nur die Lehre (welche auch immer). Religion funktioniert m.W. immer auf drei Ebenen:

- die Lehre
- der Klerus und was er verfasst und wie er die Lehre deutet
- das Volk und wie es mit der Religion umgeht.

Diese drei Dinge können alle ziemlich verschieden sein, meinen aber immer die eine Religion.

Mag sein, dass der Buddhismus von der reinen Lehre im Pali-Kanon philosophisch gemeint war. Aber schon zu Gautamas Zeiten wurde seine Gemeinschaft von der Politik unterstützt, nach seinem Tod seine Gebeine als Reliquien verehrt. All das läuft, auch wenn es mit dem Pali Kanon vielleicht nix zu tun hat, unter dem Label Buddhismus. Da ist genauso viel Glauben und Religion drin wie in anderen Relis.

Auch andere Philosophien wurden religiös verbrämt. Die Pythagoreer haben aus der Philosophie auch eine Elite-Religion mit Sektencharakter gemacht. Soll ja öfters vorgekommen sein sowas.

Liebe Grüße

Mc Claudia
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Ink Ognito

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Re: Glauben
« Antwort #50 am: Januar 15, 2011, 13:53:35 »
OK, also du möchtest unbedingt dein Religionsförmchen zur Anwendung bringen. Nu ja, da kann man wohl nichts machen. Die Art, wie du alles ins Förmchen presst, ist zwar ausgesprochen gewaltsam, aber gut, wenn es dich glücklich macht  :rolleyes: Nur erübrigt sich damit auch jedes Gespräch.

Übrigens ist es albern, die monastische Tradition mit dem europäischen Klerus gleichzusetzen. Dir scheint nicht bekannt zu sein, dass es seit jeher im Buddhismus parallel zur monastischen Tradition auch sehr starke Laientraditionen gab, die in manchen Bereichen sogar über lange Zeiträume die Hauptstütze in der Traditionsüberlieferung bildeten (und bei der heutigen Übertragung in den Westen ist das auch so). Aber egal. Und die "religiösen Elemente" entpuppen sich bei näherer Betrachtung in ihrem philosophischen Kontext als für den europäischen Religionsbegriff nicht recht passend. Ein Problem, an dem man in der Religionswissenschaft immer wieder auch zu kauen hat, wo eben die Zuordnung zum Religionsbegriff keineswegs eindeutig ist. Aber egal, McClaudia weiß es am Besten. Und natürlich sind alle erdenklichen Philosophien und Weltanschauungen im Lauf der Geschichte auch Verbindungen mit der Politik eingegangen (aber vielleicht sind die ja auch irgendwie Religion?). Und wie das Volk damit umgeht? Ja, wie denn bloß? Wie ist denn das Volk mit Lenin umgegegangen? Oder wie geht das Volk mit Quantenphysik um? Macht dieser Umgang Lenin zum religiösen Führer und Quantenphysik zur Religion? Vermutlich. Und was soll das überhaupt für ein Kriterium sein?! Übrigens ist es an und für sich philosophisch und psychologisch ganz interessant, was eigentlich tatsächlich unter "Hölle" oder "negativem Karma" verstanden wird. Aber gut, McClaudia glaubt zu wissen, dass es sich lediglich um religöse Konzepte handelt, die dem Volk Angst machen sollen. Vielleicht ist der wohlmeinende Hinweis an ein Kind, dass die Berührung der heißen Herdplatte recht schmerzhaft ist, auch ein angsmachendes religiöses Konzept. Oder was ist mit euren Forengesetzen hier? Die sagen, dass es Folgen nach sich zieht, wenn man diesem oder jenem Punkt zuwider handelt. Ein angsmachendes religiöses Konzept? Was Mythenbildungen um herausragende Persönlichkeiten betrifft, haben wir ja heutzutage auch alle Arten von Starkult und so, wobei die Art, wie solch ein Mythos gestrickt ist, natürlich dem Zeitgeist und den vorherrschenden Ideologien folgt. Was es mit dem Konzept der Reinkarnation auf sich hat, ergibt sich aus der Philosophie und Psychologie des Buddhismus, d.h. das Konzept ist philosophisch begründet, nicht religiös etc.p.p. Aber gut, du weißt es natürlich besser. Du hast deine Vorstellung davon, was Religion sei, und davon, was Realität sei, und da wird eben alles reingedrückt. Aus irgendeinem Grund hältst du das für wissenschaftlich und es entlockt einem doch ein erleichtertes Aufatmen, dass Wissenschaft zum Glück etwas mehr ist, als derlei ideologische Gewaltmaßnahmen.

Natürlich gebe ich jetzt an dieser Stelle zu, dass es in der riesigen Palette "Buddhismus" Bereiche gibt, die stärker dem westlich-christlichen Religionsbegriff entsprechen (ich denke etwa an die "Schule des reinen Lades"). Dem stehen aber weite Bereiche der gleichen Paelette gegenüber, die in das Förmchen gar nicht passen. Das macht eben eine Anwendung des Religionsbegriffes so problematisch --- wenn man die Sache wissenschaftlich angeht. Muss man aber natürlich nicht. Du scheinst deine ganz persönliche Weltformel gefunden zu haben und die Brille, durch die du die Dinge betrachtest, gibt dir vielleicht eine gewisse Sicherheit und scheint der Art zu entsprechen, wie du die Dinge eben sehen möchtest. Und wenn das für dich so richtig ist und du das halt so brauchst, dann ist das eben so. Das ist halt dein Glaube  :)
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morgane

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Re: Glauben
« Antwort #51 am: Januar 15, 2011, 14:36:07 »
Auf die gefahr hin, mich in die nesseln zu setzen..... mir scheint die frage, ob religion oder philosophisches system nicht ganz so zentral. Man kann sein leben auf das eine wie auf das andere bauen - oder auf keines von beiden.

Jedenfalls sehe ich schon einen gewaltigen unterschied in den botschaften einer religion (die ja im sinne ihrer begründer niemals eine solche sein wollte) und den folgenden verflechtungen in politische systeme, und wie diese botschaften im sinne von macht und herrschaft verfälscht, benützt und instrumentalisiert wurden.

Im grunde geht es doch um die sog. *letzten dinge*, die nach meinem dafürhalten eigentlich die ersten sind:
- Woher komme ich?
- Wohin gehe ich?
- Was bin ich?
- Wozu bin ich?
Diese fragen kann ein materialistisches weltbild nicht beantworten. Ein spirituelles kann das schon.
Ein materialistisches weltbild beantwortet diese fragen mit einer zufälligen zusammenballung zufällig entstandener zellhaufen, die eines schönen tages zufällig bewusssein produziert hätten. Das ist erstens schwachsinn und zweitens ebenso wenig beweisbar wie die antworten der religion. Diese sind aber wesentlich weniger schwachsinnig, finde ich. Zumal, wenn man sich bewusst macht, dass die antworten der religionen in hohem maße symbolhaft sind. Die mühe, diese symbolsprache für sich zu entschlüsseln, muss man sich aber schon machen, wenn man nicht in die sackgasse des kreationismus geraten will.
Die frage ist dann nicht, ob etwas objektiv beweisbar ist. Denn was ist schon objektiv beweisbar, wenn wir doch etwas niemals von außen, also objektiv, betrachten können? Die frage, zumindest für mich ist dann, wie einleuchtend, sinnvoll, sinnhaft antworten sind. Der logische verstand meint zwar, herr im hause und das gebäude, der besitzer und bauherr selbst zu sein. Er ist aber eine funktion des EGO, wichtig für das überleben in der physischen realität, und als solcher ist er höchstens der hausmeister.

lg morgane
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Ink Ognito

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Re: Glauben
« Antwort #52 am: Januar 15, 2011, 15:43:04 »
Zitat von: "morgane"
Auf die gefahr hin, mich in die nesseln zu setzen..... mir scheint die frage, ob religion oder philosophisches system nicht ganz so zentral. Man kann sein leben auf das eine wie auf das andere bauen - oder auf keines von beiden.

Ich glaube nicht, dass du dich damit in die Nesseln setzt. Ich jedenfalls würde dir grundsätzlich durchaus recht geben. Die Frage ist aber dann von Belang, wenn künstliche Kategorien geschaffen werden, die gegeneinander ausgespielt werden, àl la "Wissenschaft/Philosophie vs Religion/Glaube", wobei das eine vermeintlich Realität abbildet, das andere hingegen vermeintlich "nur" geglaubt wird. Das ist ein Standpunkt, der sich natürlich immer wieder mal finden lässt, der aber wissenschaftlich und philosophisch höchst fragwürdig ist und selbst eher mit ideologischer Indoktrination zu tun hat. Oder anders ausgedrückt: Das ist reine Ideologie, die inhaltlich weder dem einen, noch dem anderen gerecht wird. Zum Teil scheint es in eine Richtung zu laufen, die allem Religiösen letztlich einen eigenen Wert abspricht und es zu einer ganz individuellen und rein privaten Marotte erklären will: Wenn Religion nur irgendwelche Inhalte sind, die man nach Belieben glauben kann oder auch nicht, und wenn Religion eben keinen Erkenntniswert hat (im Gegensatz zur Wissenschaft), dann ist sie eben nicht viel was anderes, als eine Art emotionale Deko, die sich halt jeder beliebig zusammenstallen kann und bei der dann auch alles komplett gleichwertig ist, weil über Geschmack lässt sich halt nicht streiten. Nach solch einer Ideologie [achtung, es folgt in überspitztes Beispiel!!! Bitte nicht als persönlichen Angriff werten, denn es ist nicht so gemeint!!!!] kann dann eben eine McClaudia gleichrangig neben dem Papst, dem Dalai Lama oder irgendwelchen sibirischen Schamanen stehen, weil alles Relgiöse ja eh ausgedacht und beliebig ist. Meines Erachtens geht es hier vor allem darum.


Zitat von: "morgane"
Jedenfalls sehe ich schon einen gewaltigen unterschied in den botschaften einer religion (die ja im sinne ihrer begründer niemals eine solche sein wollte) und den folgenden verflechtungen in politische systeme, und wie diese botschaften im sinne von macht und herrschaft verfälscht, benützt und instrumentalisiert wurden.

Auch das sehe ich ganz ähnlich. Zumal, ich sagte es schon, im Lauf der Geschichte natürlich alle erdenklichen Sichtweisen, Weltdeutungen und Philosophien auch wieder von allen möglichen herrschenden Klassen aufgegriffen und für ihre Ziele benutzt wurden. Und wie sollte es auch anders sein? Auch die Individuen irgendwelcher herrschenden Klassen sind Menschen in einer Zeit und Kultur. Wieso sollten sie geistige Entwicklungen und Erkenntnisse ihrer Zeit (in Wissenschaft-Philosophie-Kunst; alle drei hierbei als gleichberechtigte Ausdrucksformen von Erkenntnis gesehen) unberücksichtigt lassen? Und wieso sollte das wiederum Rückschlüsse auf diese Bereiche zulassen? Der Umstand, dass Hitler Erdbeerkuchen mochte, lässt wohl kaum den Rückschluss zu, dass der Erdbeerkuchen - und insbesondere der einer bestimmten Rezeptur - eine verhängnisvolle Verflechtung mit möderischem nationalistischem Größenwahn mit sich bringt...  :ugly:
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Re: Glauben
« Antwort #53 am: Januar 15, 2011, 16:10:36 »
Hi ink ognito!
Ja, er mochte seinen schäferhund, also sind schäferhunde ein gefährliches nazi - symbol :goofy:
Aber im ernst. Ich habe versucht, den knackpunkt in der ganzen fragestellung zu finden. Für mich lautet er:
materialistisches oder spirituelles weltbild?
Wobei das spirituelle w. wissenschaftlichen erkenntnisgewinn nicht ausschließt, ihn aber als bedingt erkennt. So irgendwie.

So kann ich mc. claudias herangehensweise gut nachvollziehen, wenn ich mich in ihr system begebe. Innerhalb dieses systems ist es für mich schlüssig, aber eben nur innerhalb. Deshalb kann diese frage m.e. nicht geklärt werden. Es kommt auf den standpunkt an. Wieder einmal.

lg morgane
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Re: Glauben
« Antwort #54 am: Januar 15, 2011, 18:26:57 »
Zitat von: "morgane"
Ja, er mochte seinen schäferhund, also sind schäferhunde ein gefährliches nazi - symbol :goofy:
Aber im ernst. Ich habe versucht, den knackpunkt in der ganzen fragestellung zu finden. Für mich lautet er:
materialistisches oder spirituelles weltbild?
Wobei das spirituelle w. wissenschaftlichen erkenntnisgewinn nicht ausschließt, ihn aber als bedingt erkennt. So irgendwie.

So kann ich mc. claudias herangehensweise gut nachvollziehen, wenn ich mich in ihr system begebe. Innerhalb dieses systems ist es für mich schlüssig, aber eben nur innerhalb. Deshalb kann diese frage m.e. nicht geklärt werden. Es kommt auf den standpunkt an. Wieder einmal.

Sofern es mich in dieser Diskussion betrifft, ging es noch gar nicht um Spiritualität, geschweige denn um vermeintliche Gegensätze wie Materialismus/Spiritualität oder gar Wissenschaft/Spiritualität. "Materialismus" ist eine Ideologie oder Denkweise, die keineswegs identisch ist mit Wissenschaft. Tatsächlich sind materialistische Positionen innerhalb der Wissenschaften, d.h. Interpretationsweisen, die auf einer materialistischen Ideologie fußen, ja recht fragwürdig. Es gibt ja durchaus moderne erkenntnistheoretische Ansätze, die nicht auf materialistischer Ideologie basieren. Und der wissenschaftliche Ansatz an sich sollte ohnehin frei sei von derartiger Ideologie, bzw. innerhalb des Rahmens und der Fragestellungen der jeweiligen Disziplinen bleiben und sich nicht dazu versteigen, sich zum Verkünder vermeintlich absoluter Wahrheiten zu machen; die Aussagen der Wissenschaft zeichnen sich dadurch aus, dass sie stets von vorläufigem Charakter sind - sie haben nur Gültigkeit, solange sie nicht falsifiziert worden sind.  

Nee, also mir ging es in diesem Thread vor allem um Fragen der Philosophie und der Methode, bzw. um die Feststellung, dass der Boden der Wissenschaft im Grunde verlassen wird, wenn die eigenen Vorannahmen und Vorurteile gar nicht in Frage gestellt werden und die verwendeten Termini im Grunde recht willkürlicher Natur sind.
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Re: Glauben
« Antwort #55 am: Januar 15, 2011, 20:18:48 »
Ja, das ist schon richtig. Aber, um die frage *beweisbar* oder *glaubensannahme* überhaupt näher ins auge fassen zu können, muss ich erst einmal einen standpunkt bestimmen, von dem ich diese frage betrachten kann. Denn sonst kommt es zu unergiebigen streitereien, weil es eben ganz verschiedene wirklichkeitsauffassungen gibt, die m.e. unvereinbar sind.

Ich habe keine philosophische ausbildung und kann das nur mit eigenen worten ausdrücken. Ich hoffe, es war verständlich.

lg morgane
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Re: Glauben
« Antwort #56 am: Januar 15, 2011, 21:02:36 »
Zitat von: "morgane"
Ja, das ist schon richtig. Aber, um die frage *beweisbar* oder *glaubensannahme* überhaupt näher ins auge fassen zu können, muss ich erst einmal einen standpunkt bestimmen, von dem ich diese frage betrachten kann. Denn sonst kommt es zu unergiebigen streitereien, weil es eben ganz verschiedene wirklichkeitsauffassungen gibt, die m.e. unvereinbar sind.

Diese Frage als solche bereits philosophisch. Die Begriffe "Beweis" und "Glaube" setzen bereits einen Wirklichkeitsbegriff und ein Menschenbild voraus, auf dem sie angewandt werden können. Insofern ist das mit der Standortbestimmung auch nicht ganz einfach.
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Re: Glauben
« Antwort #57 am: Januar 15, 2011, 22:33:03 »
Ja, genau. Was tun? Die frage nicht stellen? Die frage anders stellen? :confused:

lg morgane
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barbara

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Re: Glauben
« Antwort #58 am: Januar 15, 2011, 23:33:23 »
Zitat von: "morgane"
Ja, genau. Was tun? Die frage nicht stellen? Die frage anders stellen? :confused:

ich halte es für wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass das, was ich glaube, zu grossen Teilen subjektiv ist, und in erster Linie auf meinen Erfahrungen beruht, dann in zweiter Linie auf meiner Reflexion dieser Erfahrungen. Und dito für andere dasselbe.

Ich betreibe Energiearbeit/Körperarbeit - inzwischen ist für mich die Existenz der Meridiane (im Sinne der TCM) nicht mehr etwas, was bewiesen oder widerlegt werden müsste, sondern ein so selbstverständlicher Teil des menschlichen Wesens, wie es die Beine und die Haare sind. Es ist einfach da, was soll's da noch zu diskutieren geben? Ich muss mir auch immer wieder bewusst in Erinnerung rufen, dass für Menschen, die keine Erfahrungen damit gemacht haben, es alles andere als selbstverständlich ist...

Und dann gibt es natürlich auch die grundlegenden, oft unausgesprochenen Voraussetzungen einer Weltanschauung oder eines Glaubenssystems - und diese anzutasten ist heikel. Wenn da Menschen zusammenkommen, die sehr verschieden sind, wird auch die Kommunikation entsprechend schwierig, weil schon einfachste Sätze ganz verschieden belegt und bewertet werden...

Ich bin beeindruckt von Menschen, die das Denken weit treiben und es präzise tun (aktuell zB Brian Greene im Buch "der Stoff, aus dem der Kosmos ist") - und ich versuche jene zu respektieren, die zu verstehen geben, dass sie ihre Gedanken auf einen bestimmten Bereich beschränken wollen. Obwohl, das fällt mir meist ziemlich schwer.

grüsse, barbara
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morgane

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Re: Glauben
« Antwort #59 am: Januar 16, 2011, 10:38:00 »
Hallo barbara!
Sehr schön beschrieben, finde ich  :thumbsup:
Und jetzt kommt wieder das unvermeidliche *aaaaaaber*: wenn ich von mc. claudias argumentation ausgehe, dann ist dein meridian - beispiel fraglich. Denn nur jemand, der daran glaubt und damit arbeitet, kann diese meridiane auch wahrnehmen. Man sieht, hört, schmeckt und fühlt sie nicht, zumindest nicht ohne hilfsmittel und übung.

Versteh mich nicht falsch, ich *glaube* daran und habe auch schon damit gearbeitet in der akupunkt - massage.

Also gehört diese art von energie zu den glaubensdingen, wenn ich mich in die argumentation von mc. claudia versetze. Diese art von diskussion hatten wir ja bereits in diversen energie - und esoschmäh - treads.

Ich habe, für mich, fest gestellt, dass es objektive, beweisbare wahrheit, nur innerhalb eines begrenzten rahmens gibt, der für mich eine art hilfskonstruktion für die handhabung der materiellen welt darstellt und darüber hinaus keine gültigkeit besitzt. Wieder eine glaubenssache  :gruebel:

lg morgane
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